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Bessere Lebensqualität für junge Krebs-Überlebende: EU-Förderung für PanCareLIFE

Prof. Antoinette am Zehnhoff-Dinnesen, Prof. Uta Dirksen und Dr. Gabriele Calaminus (v.l.n.r.) arbeiten von Münster aus am Forschungsprojekt PanCareLIFE (Foto: privat)

Münster (mfm/tw) - Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen werden immer häufiger erfolgreich bekämpft. Für manche der jungen Patientinnen und Patienten haben die effektiven Therapien einen hohen Preis – sie belasten den Körper und können zu schweren Spätfolgen führen. Im Forschungsprojekt PanCareLIFE werden Wissenschaftler aus acht europäischen Ländern fünf Jahre lang gezielt die Ursachen ermitteln, um schwere Spätfolgen künftig besser vermeiden zu können. Das Ziel: Die jungen ehemaligen Krebspatienten sollen die gleiche Lebensqualität und die gleichen Chancen haben wie ihre Altersgenossen. Die Europäische Union stellt dafür rund sechs Millionen Euro bereit.
„Fast 80 Prozent der in Europa an Krebs erkrankten Kinder überleben die Krankheit inzwischen“, erläutert Dr. Gabriele Calaminus, Oberärztin in der Kinder- und Jugendonkologie an der Uniklinik Münster. „Das ist ein großer Erfolg. Aber die Therapien haben schwere Nebenwirkungen: Lebensrettende Medikamente töten Nervenzellen im Innenohr, manche Patienten können nur noch schlecht hören. Manche Medikamente machen Frauen dauerhaft unfruchtbar.“ Um solchen Langzeitschäden vorzubeugen, setzen die Forscher auf die Bündelung national gesammelter Informationen auf europäischer Ebene. In den Daten von etwa 12.000 Krebs-Überlebenden aus den beteiligten Ländern suchen die Forscher nach Risikofaktoren für Fruchtbarkeitsschäden und vermindertes Hörvermögen.
Das PanCareLIFE-Projekt umfasst sechs Arbeitspakete, eines davon wird von Münster aus geleitet: die Arbeitsgruppe „Lebensqualität“ unter Dr. Calaminus. Sie wird eine europäische Datenbank etablieren, die die bereits existierende Datensätze umfassen soll und als Basis für Metaanalysen dient. Darüber hinaus sollen Fragebögen zur Bestimmung von Einflussfaktoren auf die Lebensqualität entwickelt und an Patienten verschickt werden. Andere Arbeitsgruppen aus Münster sind an weiteren Teilprojekten beteiligt. Ein Team um Prof. Antoinette am Zehnhoff-Dinnesen, Direktorin der Uniklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, befasst sich mit Schädigungen des Hörvermögens. In dem Projekt soll durch gezielte genetische Untersuchungen herausgefunden werden, welche Patienten ein besonderes Risiko für Hörschäden haben. Prof. Uta Dirksen und ihr Team erforschen die besonderen Spätfolgen bei Patienten mit Sarkomen (einer seltenen Krebsform) und den Einfluss von Chemotherapien auf die weibliche Fruchtbarkeit.
Insgesamt beteiligen sich Forscher aus acht europäischen Ländern – aus Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, den Niederlanden, der Schweiz, Tschechien und Deutschland – an PanCareLIFE. Koordiniert wird das Projekt von Mainz aus: Alle Daten laufen zur Harmonisierung am Deutschen Kinderkrebsregister in der Universitätsmedizin Mainz zusammen.
Das europäische PanCare-Netzwerk, aus dem sich PanCareLIFE entwickelt hat, setzt sich auf breiter Front für die Linderung von Spätfolgen der Krebsbehandlung ein. Dazu gehören auch Krebs, der durch Chemotherapie oder Strahlenbehandlung verursacht wird, und die Herzschädigung durch einige Medikamente. Für solche lebensbedrohlichen Folgen hat das Netzwerk das ebenfalls von der EU geförderte Projekt PanCareSurFup („PanCare Childhood and Adolescent Cancer Survivor Care and Follow-Up Studies“) hervorgebracht.

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