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Befürworter des Klonens: Top-Wissenschaftler Lee M. Silver (Princeton) referiert über Embryonenforschung

Prof. Dr. Lee M. Silver

Münster (mpi/mfm) - Gibt es Gründe, warum die Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen immer noch so kontrovers diskutiert wird? Muss man unterscheiden zwischen menschlichen Embryonen und ausgereiften menschlichen Zellen wie Herzmuskel- oder Hautzellen? Spielt man Gott, wenn man alles technisch Mögliche umsetzt? Oder ist nicht vielmehr der Wunsch, Grenzen zu überschreiten, typisch menschlich?
Im einem öffentlichen Abendvortrag am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin geht Professor Dr. Lee M. Silver diesen Fragen nach. Silver ist Professor für Molekulare Biologie und Öffentliche Angelegenheiten an der Princeton University, USA, und ein erklärter Befürworter des Klonens und der embryonalen Stammzellforschung. Sein Buch "Das geklonte Paradies. Künstliche Zeugung und Lebensdesign im neuen Jahrtausend"” aus dem Jahr 1997 erregte viel Aufsehen und sorgt immer noch für heftige Kontroversen in Wissenschaft, Technologie, Religion und Politik.
Silver wird anhand von Fragen wie "Wann fängt das Leben eines Menschen an?" und "Seit wann gibt es eigentlich menschliches Leben?" darlegen, dass es aus wissenschaftlicher Sicht nicht einfach ist, hierzu genaue Definitionen zu liefern. Die moderne Biotechnologie ermöglicht es Forschern seit einigen Jahren, sogar aus Hautzellen solche Zellen zu erzeugen, die embryonalen Stammzellen ebenbürtig sind – ganz ohne Embryonen. Solche und andere Fortschritte in der Biotechnologie rütteln ständig an bestehenden Grenzen und führen in Zukunft vielleicht dazu, dass menschliches Leben ganz anders definiert werden könnte.
Der Abendvortrag ist der Auftakt für die Arbeitstagung "Stammzellen und Ethik", die am 19. und 20. Oktober im Max-Planck-Institut in Münster stattfindet. Die Organisatoren sind Professor Dr. Bettina Schöne-Seifert vom Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Universität Münster (WWU) und Professor Dr. Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin.
Schöne-Seifert freut sich, dass Lee Silver ihrer Einladung nach Münster gefolgt ist: "Wir sind sehr froh, dass ein Wissenschaftler seines Kalibers nach Münster kommt. Seine provokanten Thesen sind die ideale Anregung für eine lebendige Diskussion zur Ethik der Stammzellforschung", so die Bioethikerin, die sich schon lange mit den ethischen Aspekten der Stammzellforschung beschäftigt. Schöne-Seifert ist Max-Planck-Fellow am Max-Planck-Institut. Das ist eine Auszeichnung für Hochschullehrer, die mit der Leitung einer Arbeitsgruppe verbunden ist. Im April dieses Jahres nahm ihre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Forschergruppe ihre Arbeit auf. Schöne-Seifert war von 2001 bis 2010 Mitglied im Deutschen Ethikrat.
Die Öffentlichkeit ist herzlich zu diesem Abendvortrag eingeladen (Eintritt frei).

Die Ethik der Embryonenforschung und die Vorstellung einer "göttlichen Schöpfung"
Ort: Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Röntgenstraße 20, 48149 Münster
Zeit: Montag, 18.10.2010, 18:15 Uhr

Für den auf Englisch gehaltenen Vortrag wird eine Simultan-Übersetzung angeboten.
Veranstaltungsplakat