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2,2 Mio. Euro für die Erforschung ungewollter Kinderlosigkeit: Bund fördert Nachwuchszentrum für reproduktive Gesundheit an Uni Münster und UKM

Ein interdisziplinäres Team aus Forschung und Klinik wird die Teilnehmenden von ReproTrack.MS anleiten und unterstützen (Foto Uni MS/Monika Möller)

Bonn/Münster (mfm/tb) – „Fast jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Für die Betroffenen bedeutet das eine schwere und oft schmerzvolle Last“, sagt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger – und will mit innovativer Verbundforschung und Nachwuchsförderung dazu beitragen, dass die Ursachen aufgeklärt und die medizinische Versorgung optimiert wird. Ihr Haus fördert an fünf deutschen Standorten, die sich in einem Wettbewerbsverfahren durchsetzen konnten, den Aufbau interdisziplinärer Nachwuchszentren für reproduktive Gesundheit. Eine der Einrichtungen – mit Fokus auf die männliche Infertilität („Unfruchtbarkeit“) – entsteht in Münster. Die Förderperiode beträgt vorerst drei Jahre und kann im Erfolgsfall verlängert werden; schon im Januar soll internationaler Nachwuchs aus den Naturwissenschaften und der Medizin mit der gemeinsamen Arbeit beginnen.

Lange sei das Thema reproduktive Gesundheit zu wenig beachtet und das Forschungsfeld zu wenig gefördert worden – „das wollen wir ändern“, begründete Stark-Watzinger ihre Entscheidung für die neuen Zentren. An der Auswahl der universitätsmedizinischen Standorte - neben Münster sind dies Hamburg, Jena, Leipzig und Ulm - war ein internationales Gutachtergremium beteiligt. Sie werden in den nächsten drei Jahren mit insgesamt 11 Millionen Euro unterstützt, davon fließen 2,2 nach Münster. Nach erfolgreicher Zwischenevaluation kann sich eine weitere dreijährige Förderphase anschließen.

Bearbeitet werden an den Zentren Frauengesundheit und Schwangerschaft, die männliche Fortpflanzungsfähigkeit, der Erhalt der Zeugungsfähigkeit aller Geschlechter - beispielsweise bei Krebs und Endometriose – oder der Einfluss von Übergewicht auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit. Es geht sowohl um körperliche und medizinische Aspekte, als auch um psychosoziale und medizinethische Fragestellungen. „Unser Ziel ist es, eine qualitativ hochwertige und international wettbewerbsfähige Forschungslandschaft zu diesem gesellschaftlich wichtigen Thema aufzubauen. Hierbei setzen wir insbesondere auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in einer frühen Karrierephase befinden, um so das Forschungsfeld langfristig und nachhaltig zu stärken“, so die Bundesforschungsministerin.

In Münster ist die Freude groß über den Erfolg. „Die Förderzusage für unser Projekt ReproTrack.MS bestätigt und befeuert unsere langfristige Strategie, unseren Standort als Leuchtturm der Reproduktionsforschung stetig weiter zu entwickeln “, sagt Prof. Frank Tüttelmann, der zusammen mit seinen Kollegen Prof. Sabine Kliesch, Prof. Nina Neuhaus und Prof. Timo Strünker das jetzt anlaufende Vorhaben koordiniert. Die insgesamt acht beteiligten Arbeitsgruppen an Universität und Universitätsklinikum Münster konzentrieren sich darauf, die Ursachen männlicher Infertilität aufzuklären und deren Diagnostik und Behandlung zu verbessern. „Viele der Forschungserkenntnisse aus Münster sind bereits in die klinische Anwendung eingegangen“, so Prof. Strünker. Auch ReproTrack.MS hat diese inhaltliche Ausrichtung – und wird damit seinerseits zur Stärkung des Standortes beitragen.

In Münster sollen zehn aufstrebende Nachwuchskräfte – je fünf in der Grundlagenforschung und im klinischen Bereich – das neue Zentrum bilden und darin eng zusammenarbeiten. „Diese Verzahnung von Wissenschaft und Klinik ist uns äußerst wichtig und war auch schon in der Vergangenheit der zentrale Erfolgsfaktor“, betont Prof. Kliesch. In einem hybrid durchgeführten Auswahlsymposium wurden, unterstützt von einem international besetzten Beratungsgremium, Ende Oktober bereits „High Potentials“ identifiziert. „Wir sind überzeugt, dass wir dem aufstrebenden wissenschaftlichen Nachwuchs in Münster beste Bedingungen für eine wissenschaftliche Karriere bieten“, fasst Prof. Neuhaus zusammen.

Die anderen Standorte

Das Zentrum in Hamburg beschäftigt sich mit sexueller und reproduktiver Gesundheit bei Übergewicht und Adipositas.

Das Nachwuchszentrum CEPRE in Jena (Koordination: Prof. Udo R. Markert) befasst sich wissenschaftlich, klinisch und ethisch mit der Frühschwangerschaft und der Reproduktiven Gesundheit.

Das Forschungsnetzwerk LE-REP (Koordination: Prof. Bahriye Aktas) bündelt die Expertise verschiedener Leipziger Kompetenzzentren zur Erforschung der wichtigsten gesundheitlichen Herausforderungen der modernen Kinderwunschbehandlung.

Themenschwerpunkt im süddeutschen Zentrum „FePro-Ulm“ in Ulm (Koordination: Prof. Katharina Hancke/PD Dr. Karin Bundschu) ist die Fertilitätsprotektion, die besonders wichtig ist für onkologische Patientinnen und Patienten vor zytotoxischen Therapien.

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