Internisten in der NS-Zeit. Zwangsemigranten, Verfolgte, Opfer, Täter

Drittmittelprojekt

Die 1882 unter dem Namen „Congress für Innere Medizin“ gegründete „Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin“ (DGIM) ist bis heute eine der bedeutendsten medizinischen Fachgesellschaften. Ihre Geschichte ist seit 2012 zunächst an der Universität Bonn, seit 2015 an der Universität Münster erforscht worden. Erste Ergebnisse wurden im Rahmen der Ausstellung „Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin in der NS-Zeit“ auf dem 121. Kongress der DGIM in Mannheim präsentiert. 2018 erschien die Monografie Ralf Forsbach und Hans-Georg Hofer, Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933-1970, hg. von C. Sieber, U. R. Fölsch und M. G. Broglie (Berlin: MWV). 

Diese Basis ermöglicht es, in einem Folgeprojekt den Schicksalen von Internisten nachzugehen, deren Leben maßgeblich vom Nationalsozialismus beeinflusst wurde. Erfasst werden sollen die Schicksale von als Jüdinnen und Juden verfolgten Internisten und Mitgliedern der DGIM. Neben den etwa 250 Personen dieser Gruppe werden Biographien von aus anderen, „nichtrassischen“ Gründen verfolgten Internisten erstellt. Ebenso interessieren Internisten, die aktiv gegen den Nationalsozialismus eingetreten sind.

In die Emigrations-, Verfolgungs- und Widerstandsforschung schließen wir die Befassung mit denjenigen Menschen ein, die aufgrund ärztlichen Fehlverhaltens von Internisten zu Opfern des Nationalsozialismus geworden sind.

Die Biographien basieren auf Auswertungen vorhandener Literatur, Befragungen „sekundärer“ Zeitzeugen und vor allem auf umfassenden Recherchen in Archiven des In- und Auslands. Neben Detailinformationen zu den einzelnen Personen werden Vernetzungen erkennbar werden, die auch über 1945 hinaus ein Licht auf die Entwicklungen in der deutschen und internationalen Inneren Medizin werfen. 

Die Forschungsergebnisse werden im Internet präsentiert. Die sich im Aufbau befindliche Homepage wird geschichtswissenschaftlichen Standards entsprechen, mit vielfältigen Suchfunktionen der weiteren Forschung dienen und zugleich einen Beitrag zur Memorialkultur liefern. Auch eine Buchpublikation in Form eines wissenschaftlich fundierten Gedenkbuches ist in Aussicht genommen.  

Die Forschungen werden von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin gefördert.

Projektleiter:Prof. Dr. Hans-Georg Hofer
Hauptbearbeiter: PD Dr. phil. Ralf Forsbach
Studentischer Mitarbeiter: Stud. med. Hendrik Sören Hennig