Das "Paper of the Month" 05/2022 geht an: Prof. Heindel und Prof. Weigel aus der Klinik für Radiologie

v.l.n.r.: Dipl.-Ing. Alexander Sommer (Radiologie), Prof. em. Hans-Werner Hense (Epidemiologie und Sozialmedizin), Dr. Miriam Krischke (ZKS), Dr. Laura Kerschke (IBKF), Prof. Walter Heindel (Geteilte Erstautorenschaft; Radiologie), Prof. Stefanie Weigel (Geteilte Erstautorenschaft; Radiologie) und Dr. Joachim Gerß (IBKF) (Foto: privat)

Für den Monat Mai 2022 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an:

Prof. Walter Heindel und Prof. Stefanie Weigel aus der Klinik für Radiologie für die Publikation:

Digital breast tomosynthesis plus synthesised mammography versus digital screening mammography for the detection of invasive breast cancer (TOSYMA): a multicentre, open-label, randomised, controlled, superiority trial

Heindel, W; Weigel, S.; Gerß, J; Hense, H-W; Sommer, A; Krischke, M; Kerschke, L; TOSYMA Screening Trial Study Group
Apr 2022 | THE LANCET ONCOLOGY 23 (5)

Begründung der Auswahl:
Diese Publikation beschreibt eine technische Modifikation für die bildgebende Früherkennung von Brustkrebs in einem großen Screening-Programm. Dabei bestätigt diese Untersuchung kleinere Vorläufer-Untersuchungen und zeigt an zwei prospektiv randomisierten, großen und repräsentativen Personengruppen (n > 90.000), dass eine “Digitale Brust Tomosynthesis" deutlich bessere Früherkennungsergebnisse (Detektionsraten) erbringt als die bisher angewendete 2-dimensionale Mammographie. Diese von der DFG unterstützte Untersuchung wird die Praxis der Früherkennung-Untersuchungen verändern und verbessern und hat somit hohe medizinische und gesellschaftliche Relevanz.

Zu Hintergrund, Fragestellung und Bedeutung der Publikation:
TOSYMA (TOmosynthesis plus SYnthesised MAmmography) ist die erste multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie, in der die diagnostische Genauigkeit der Digitalen Brust-Tomosynthese (DBT) in Verbindung mit daraus errechneter, synthetischer 2D Mammographie (s2D) zur Brustkrebsfrüherkennung mit der aktuellen Standardmethode im Screening, der Digitalen Mammographie (DM), verglichen wurde.
Zwischen Juli 2018 und Dezember 2020 wurden 99.689 Teilnehmerinnen des deutschen Mammographie-Screening-Programms (Alter 50-69 Jahre) randomisiert im Verhältnis 1:1 auf eine Screeningsuntersuchung mit DBT+s2D oder DM zugeteilt. Die Detektionsrate (DR) für invasiven Brustkrebs betrug 7,1 pro 1000 gescreenter Frauen (DBT+s2D) und 4,8/1000 (DM), mit einer Odds Ratio OR = 1,48, 95% KI 1,25-1,78. Dabei war die DR für kleine Tumoren (pT1) mit DBT+s2D substanziell höher als mit DM: OR = 1,73 [1,1-2,19], während in-situ Karzinome gleich häufig entdeckt wurden (OR = 0,94). Auch die Rate von Wiedereinbestellungen bei Verdachtsfällen war in beiden Gruppen ähnlich (OR = 0,98). Die DR war bei Frauen über 60 Jahren und bei wiederholter Screeningteilnahme höher als unter erstmals gescreenten Frauen.
TOSYMA zeigte, dass die Detektionsrate von invasivem Brustkrebs mit DBT+s2D um 48% höher war als mit DM. Zur Abschätzung der prognostischen Implikationen dieses Resultats, werden die Teilnehmerinnen gegenwärtig weiter beobachtet, um die Rate von invasiven Intervallkarzinomen in den beiden Studienarmen über 24 Monate zu ermitteln.