IZKF Forscher entdecken neuen Mechanismus in der Entstehung der Multiplen Sklerose

Wissenschaftler der Universität Münster haben einen bislang unbekannten Mechanismus in der Entstehung der Multiplen Sklerose identifiziert. Die Einwanderung schädlicher Immunzellen über die Blut-Hirn-Schranke in das Gehirn gilt als entscheidender Schritt in der Pathogenese der Erkrankung. Eben an dieser Stelle greift ein neu identifizierter ionenkanalabhängiger Signalweg ein, den Münsteraner Biologen und Mediziner unter Federführung von Dr. Stefan Bittner und Prof. Dr. Dr. Sven Meuth erforscht haben.

In der aktuellen Arbeit, die nun in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde, beschäftigten sich die Münsteraner Wissenschaftler mit der Rolle eines speziellen Kanals (TREK1) für die Immunzellwanderung über die Blut-Hirn-Schranke. „TREK1 ist auf Endothelzellen – den Wandzellen der kleinen Blutgefäße – vorhanden und reguliert dort die Anheftung und Wanderung von Immunzellen“, so Dr. Bittner. „Eine Aktivierung des Kanals verhindert diesen Prozess. Dies konnten wir zum Beispiel in verschiedenen Tiermodellen nachvollziehen, in denen der Krankheitsprozess durch entsprechende pharmakologische Substanzen positiv beeinflusst wurde.“ Als nächste Ziele nennen die Münsteraner Forscher die nähere Identifizierung des Signalwegs und eine Weiterentwicklung Richtung klinischer Nutzbarkeit. Letztendlich wollen die nun vor allem Substanzen entwickeln, die auf den gesuchten Kalium-Kanal gezielter und stärker einwirken als die bisher bekannten und möglicherweise eines Tages auch die Therapie der Multiplen Sklerose bereichern werden.

Dr. Bittner, Erstautor der Studie, leitet die IZKF Nachwuchsgruppe SEED 03/12 - K2P-Kanäle und intrazelluläre Signalwege. Das Ziel des Projekts ist die Charakterisierung der intrazellulären Signalwege von TASK-Kanälen, die zu der beschriebenen Funktion dieser Kanäle im Kontext der autoimmunen Neuroinflammation beitragen. Das Nachwuchsprogramm SEED (Scientific Education and Experiences for Medical Doctors) ermöglicht jungen Medizinern, bereits ab dem 1. oder 2. Jahr nach der Approbation, mit einem eigenen Forschungsthema aus der klinischen Routine in eine vorklinische oder klinisch-theoretische Partnerinstitution zu wechseln. Die SEED Gruppen werden gemeinsam durch den Forschungsmentor des aufnehmenden Instituts und den klinischen Mentor der entsendenden Klinik betreut.

Literaturangabe: Bittner S, Ruck T, Schuhmann MK, Herrmann AM, Moha ou Maati H, Bobak N, Göbel K, Langhauser F, Stegner D, Ehling P, Borsotto M, Pape HC, Nieswandt B, Kleinschnitz C, Heurteaux C, Galla HJ, Budde T, Wiendl H, Meuth SG (2013) Endothelial TWIK-related potassium channel-1 (TREK1) regulates immune-cell trafficking into the CNS. Nat Med  19: 1161-1165.