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Wer zahlt den Tupfer für die OP? Bundesweites Referententreffen in Münster

Studienfahrt in das Studienhospital

Münster (mfm/tb) – Sie sind bedeutende Wirtschaftsfaktoren in ihren Städten und Regionen: die Medizinischen Fakultäten der deutschen Hochschulen. Allein die Fakultät an der Universität Münster investiert jährlich rund 110 Millionen Euro an Landesmitteln in Forschung und Lehre, dazu noch 35 Millionen aus anderen Quellen. Messkriterien für die mit diesem Geld erbrachten Leistungen zu entwickeln, ist eine der Aufgaben der Forschungs- und Lehrreferenten in den Fakultätsverwaltungen. Rund 40 von ihnen trafen sich jetzt zu einem Erfahrungsaustausch in Münster.
Die deutsche Hochschulmedizin umfasst 34 Standorte. Mehr als zwei Drittel davon, nämlich 26, folgten der Einladung zu dem jährlichen stattfindenden Treffen, dessen Veranstaltungsort diesmal das neue „Studienhospital Münster“ war. „Uns beschäftigen die gleichen Dinge, da ist es sinnvoll, die Erfahrungen abzugleichen und gemeinsame Anforderungen arbeitsteilig anzugehen“, sagt Dr. Elke Williamson. Als Forschungsreferentin der Medizinischen Fakultät Münster hat sie mit ihrem Team die zweitägige Tagung organisiert.
Eines der gemeinsamen Projekte ist das während des Treffens vorgestellte „EVALuna Biblio-System“: Das Computerprogramm ist in Kooperation hochschulmedizinischer Standorte Bayerns und Nordrhein-Westfalens im Einsatz. Es ermöglicht eine standardisierte Ermittlung der Publikationsleistung, also der Zahl und des Stellenwerts wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Die Ergebnisse solcher Vergleiche dienen zunehmend als Grundlage für die interne Unterverteilung von Geldern: „Wer viel und vor allem mit hoher wissenschaftlicher Anerkennung publiziert, erhält als Leistungsanreiz zusätzliche Mittel“, so Williamson. Ein einheitliches System wie EVALuna mache die beteiligten Standorte dabei hochschulübergreifend vergleichbar.
Erstmals war bei der diesjährigen Jahrestagung neben der medizinischen Forschung auch die Lehre einbezogen, vertreten unter anderem durch einen Vortrag zum CHE-Ranking: Im dreijährigen Turnus unterzieht das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh alle Standorte einer Studienfaches einem Leistungsvergleich. Im kommenden Jahr steht auch die Medizin wieder auf dem Prüfstand. CHE-Referent Gero Federkeil informierte die Teilnehmer vorab, was auf sie zukommt.
Dass sich die Hochschulmedizin zunehmend auch mit wirtschaftlichen Fragen zu beschäftigen hat, zeigt ein anderer Programmpunkt: Wer bezahlt eigentlich den Tupfer, der bei einer Operation verwendet wird? Für die Patienten kein Thema – für die Hochschulmedizin schon. Denn handelt es sich um einen „normalen“ Eingriff, ist der Tupfer eine Angelegenheit der Krankenkassen. Anders die Situation, wenn Studierende bei der OP anwesend sind und diese somit auch Ausbildungszwecken dient: Im föderalen System der Bundesrepublik sind Forschung und Lehre Ländersache – und damit auch deren Kosten.
Wie in Münster mit der so genannten „Trennungsrechnung“ beim Zusammenspiel von Krankenversorgung einerseits und Wissenschaft andererseits unter dem gemeinsamen Dach der Hochschulmedizin umgegangen wird, erläuterte in ihrem Vortrag die dortige Finanzreferentin Nicole Rüter. „Die Aufteilung jeder einzelnen Kostenart, von Verbrauchsmaterial bis zu Raummieten, ist wegen der wechselnden Rahmenbedingungen immer wieder neu zu justieren“, so die Betriebswirtin. Auch wegen solcher Themen hält ihre Kollegin Williamson die Referententreffen für unverzichtbar. Den nächstjährigen Termin, bei dem Mainz die Gastgeberrolle übernehmen wird, hat die promovierte Naturwissenschaftlerin daher schon fest eingeplant.