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Von Augenbewegungen und Schizophrenie: Humboldt-Preisträger John A. Sweeney hält Humboldt Lecture

Prof. John A. Sweeney (Foto: privat)

Münster (mfm/tb) - Mit Prof. John A. Sweeney ist am Freitag, 19. November, einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der kognitiven Neurowissenschaften in Münster zu Gast. Ab 10.30 Uhr hält der Direktor des „Center for Cognitive Medicine“ der „University of Illinois at Chicago“ im Hörsaal der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums (Albert-Schweitzer-Straße 11) einen englischsprachigen Vortrag mit dem Titel „Translational Medicine in Psychiatry“.
Prof. Sweeney untersucht die neuronalen Systeme, die der visuellen Informationsverarbeitung dienen und bei Entscheidungsprozessen darüber beteiligt sind, wie, wann oder wohin Augenbewegungen ausgeführt werden sollen. Die Augenbewegungen dienen dabei als Modell dafür, wie und warum neuronale Netzwerke beispielsweise bei psychotischen Störungen verändert sind, so dass Wahrnehmungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen oder Störungen der Reizverarbeitung auftreten. Methodisch werden die Augenbewegungsanalysen mit neuropsychologischen und neurokognitiven Verfahren sowie funktioneller Magnetresonanztomographie kombiniert.
Eng mit dieser Grundlagenforschung verknüpft ist eine Vielzahl von klinischen Studien mit betroffenen Patienten. In den vergangenen 20 Jahren hat Prof. Sweeney große Gruppen von ersterkrankten, zuvor nicht medikamentös behandelten Patienten mit Schizophrenie, Bipolaren Störungen und Autismus mit den genannten Methoden untersuchen können. Derzeit leitet er eine große, in mehreren Städten der USA gleichzeitig durchgeführte Studie, bei der es um die Erforschung der genetischen Faktoren von Psychosen geht.  
In diesem Jahr erhielt Sweeney den mit 60.000 Euro dotierten Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Vorgeschlagen dafür hat ihn Prof. Rebekka Lencer, Leitende Oberärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster. Die vormals an der Universität Lübeck tätige Wissenschaftlerin und Prof. Volker Arolt, Direktor der hiesigen Uni-Psychiatrieklinik, arbeiten schon seit vielen Jahren mit Prof. Sweeney erfolgreich zusammen. Lencer war von 2007 bis 2009 als Stipendiatin der Humboldt-Stiftung in Sweeneys Chicagoer Forschungsinstitut. Prof. Sweeney wird das Preisgeld für mehrere Forschungsaufenthalte an der Universität Münster verwenden.