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Proben und Daten im Netzwerk: Nachwuchspreis an Martin Lablans für innovative Biomaterial-Plattform

IT-Experte Martin Lablans (Foto: privat)

Münster (mfm/tw) – Erbgut, Blut, Gewebe: In Biomaterialbanken lagern Proben und dazugehörige Daten, die für die biomedizinische Forschung unverzichtbar sind. Zwar gibt es in Deutschland viele universitäre und kommerzielle Biobanken und damit einen großen Probenbestand, doch hapert es an der Vernetzung: Die Banken werden häufig nur lokal genutzt und arbeiten unabhängig voneinander. Martin Lablans, Diplom-Informatiker am Institut für medizinische Informatik der Universität Münster, entwickelt eine übergreifende Biobanking-Plattform – und ist dafür nun mit einem Nachwuchspreis ausgezeichnet worden.
„Die geplante Online-Plattform soll die Zusammenarbeit zwischen großen und kleinen sowie zwischen universitären und kommerziellen Biobanken ermöglichen“, erläutert Lablans. Die von den Biobanken eingesetzten Systeme seien sehr unterschiedlich aufgebaut, die Vernetzung müsse flexibel funktionieren. Die Plattform wird daher modular und auf der Basis freier Software entwickelt, deren Quellcode – also die in einer Programmiersprache geschriebene Grundlage des Programms – offenliegt. Damit sind alle Funktionen des Programms für Fachleute unabhängig überprüf- und veränderbar.
Mit seinem Kollegen Sebastian Bartholomäus vernetzt Lablans zurzeit große Forschungsverbünde, die sowohl dezentral an mehreren Standorten als auch zentral Proben lagern. Die IT-Lösung richtet sich aber auch an kleine und mittlere Biobanker, die so erst mit einer spezialisierten Software versorgt werden. An erster Stelle steht dabei ihre Datenhoheit: „Alle Daten können bei den Nutzern verbleiben und müssen nicht zwingend auf einen zentralen Server geladen werden. Mit dem kostenfrei zu beziehenden Programm kann man sich in das Netzwerk einklinken und selbst entscheiden, was man preisgibt.“
Eine große Herausforderung liegt darin, die Daten der Biobanken vergleichbar zu machen. „Die Forschungsverbünde interessieren sich für ganz unterschiedliche Dinge“, so Lablans. „Deshalb werden die jeweils relevanten Daten auch unterschiedlich erfasst und organisiert.“ Die Plattform muss diese Strukturen berücksichtigen und trotzdem eine einheitliche Struktur zur Abfrage und Ausgabe der Daten bereitstellen.
Um bestimmte Aufgaben optimal zu erledigen, ist es häufig sinnvoll, auf spezialisierte Dienstleister zurückzugreifen. Das ist etwa beim Transport von Probenmaterial, bei qualitätsgesicherter Lagerung, bei der Analyse von Proben und bei der Bereitstellung spezifischer IT-Komponenten der Fall. Auch hier hilft die Plattform: Sowohl nach universitären als auch nach kommerziellen Dienstleistern kann gesucht werden; beide tauchen gleichberechtigt auf. Durch ein integriertes Bewertungssystem können Nutzer von den Empfehlungen anderer Nutzer profitieren. „Die Plattform trägt zur Vernetzung von universitären und kommerziellen Forschern und ihren Dienstleistern bei“, fasst Lablans zusammen – „damit hilft sie, eine höhere Dienstgüte bei niedrigeren Kosten zu erreichen.“
Lablans’ zweiter Preis beim „MEDICA Young Potential Award“ ist mit 500 Euro dotiert. Die Auszeichnung entstand im Umfeld der Medizin-Fachmesse MEDICA, die – als weltweit größter Branchentreff zum Thema - jährlich in Düsseldorf stattfindet. Mit dem Award werden „neue Entwicklungen und Trends aus eHealth, Telemedizin und medizinischer Informationstechnologie“ prämiiert. Der erste, mit 1000 Euro dotierte Nachwuchspreis ging an einen Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie.

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