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Lungenkrebs: Sander-Stiftung fördert Projekt zum Einsatz von Antikörpern gegen Metastasierung

Ein künstlich erzeugter Antikörper trägt eine inhibitorische RNA gezielt zu einer Tumorzelle. Derart werden Gene, die die Metastasierung vorantreiben, stillgelegt (Bild: Müller-Tidow/remote-controlled.de)

München/Münster - Die Übertragung von Erkenntnissen der Genomforschung in neue Therapien bei Lungenkrebs ist Ziel eines Forschungsvorhabens an der Universität Münster. Diese Krebsart ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen und noch immer schwierig zu behandeln. Insbesondere das Auftreten von Metastasen bedeutet für die Patienten ein hohes Risiko; Chemotherapien können diesen Prozess derzeit nur zum Teil verhindern. Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow und Dr. Sebastian Bäumer suchen daher nach einem Weg, mithilfe von Antikörpern in den Tumorzellen diejenigen Gene stillzulegen, die für die Metastasierung verantwortlich sind. Erste Forschungsergebnisse lassen hoffen.
Die besten Aussichten auf eine Heilung haben Lungenkrebs-Patienten, bei denen zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung der Tumor durch eine Operation entfernt wird. Trotz Operation kommt es bei einem Teil der Patienten zu einem erneuten Auftreten des Tumors oder zu Tochtergeschwülsten (Metastasen). Daher ist es wichtig, gezieltere Therapien zu entwickeln, die spezifisch den Prozess der Metastasierung verhindern. Solche Ansätze sind neuartig und bisher nicht genügend entwickelt.
Ziel des Projektes der münsterschen Forscher um Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow und Dr. Sebastian Bäumer aus der Medizinischen Klinik A des Universitätsklinikums Münster ist es, diejenigen molekularen Schaltstellen zu identifizieren, die Metastasierung auslösen. „Wir wollen diese Metastasierungsgene gezielt in den betroffenen Zellen stilllegen“, erläutert Müller-Tidow. Dafür setzen die Forscher sogenannte inhibitorische RNA-Moleküle (siRNAs) ein, die mithilfe von Antikörpern durch den Blutstrom ausschließlich zu den betroffenen Zellen geleitet werden.
An den Tumorzellen angekommen, binden die Antikörper an ein bestimmtes Molekül der Zelloberfläche und werden dadurch in die Zelle aufgenommen. Die Antikörper tragen quasi als „Trojanisches Pferde“ die inhibitorische RNA mit in die Zelle. Dort ist sie in der Lage, die gefährlichen Eigenschaften einer metastasierenden Zelle abzustellen. Das macht die Tumorzelle dann für klassische Chemotherapie verwundbar.
Die Wirksamkeit dieser Gentherapie konnten die Forscher bereits an Tumorzellen in der Petrischale und an krebskranken Mäusen nachweisen: In der Zellkultur gelang es mit diesem Verfahren, einzelne Gene gezielt auszuschalten. Diese Stilllegung milderte die bösartigen Eigenschaften der Tumorzellen stark ab. Auch im lebenden Organismus zeigte die Strategie Erfolg: Mäuse, die schnell wachsende Tumoren trugen, wurden mit der Antikörper-siRNA behandelt und zeigten daraufhin ein deutlich reduziertes Tumorwachstum.
Bestärkt durch die bisherigen Erfolge nehmen Müller-Tidow und Bäumer nun weitere Gene unter die Lupe. Die Wirkung der Gentherapie an diesen molekularen Schaltstellen gegen die Metastasierung soll auch in der Kombination mit der klassischen Chemotherapie erprobt werden. Müller-Tidow erläutert die Motivation: „Vielleicht können wir die gefährlichen Tumorzellen, die sich zum Teil jahrelang in Ruhestadien befinden, ihrer Deckung berauben und sie so angreifbar machen.“
Die Wilhelm-Sander-Stiftung fördert die Fortsetzung dieses Forschungsprojektes mit rund 280.000 Euro, nachdem sie für die erste Projektphase bereits rund 210.000 Euro bereitgestellt hatte. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten zur Krebsbekämpfung. Die Stiftung ging aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstarb.
Labor für Molekulare Hämatologie & Onkologie der Med A

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