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Löst Pankreaskrebs Diabetes mellitus aus? Anne Geier erhält Vortragspreis für ihre Dissertation

Anne Geier (Foto: privat)

Münster (mfm/nh) – Wie hängen Diabetes mellitus des Typs II und Krebserkrankungen zusammen? Und welche Rolle spielt dabei die anti-diabetische Medikation der Patienten? Diesen Fragen widmet sich Anne Geier in ihrer Dissertation an der Universität Münster. Erste Ergebnisse stellte die junge Apothekerin nun auf dem „European Congress of Epidemiology“ in Porto vor und gewann damit den Nachwuchswissenschaftler-Preis für den besten Vortrag. Er ist mit 500 Euro dotiert.
Geiers Ergebnisse basieren auf der Analyse von Patientendaten des Disease-Management-Programms Diabetes mellitus Typ II der AOK Nordwest, in der die Patienten bezüglich des Auftretens von bösartigen Erkrankungen durch Datenverknüpfung mit dem Epidemiologischen Krebsregister NRW beobachtet werden. „Durch diesen Abgleich ist es uns möglich, zu bestimmen, welche Diabetespatienten an Krebs erkrankt sind und um welche Krebsart es sich handelt“, erklärt Geier ihr Vorgehen.
Die Forscher konnten feststellen, dass Diabetespatienten auffallend häufig an Leber-, Endometrium- und Pankreaskrebs erkranken, was auch schon in vorangegangenen Studien beobachtet worden war. Eine Frühentdeckung von Krebs durch Aufnahme in das „Disease Management Program“ und die damit einhergehende intensivere medizinische Betreuung spielte bei den meisten Krebsarten keine Rolle. Bei Krebs des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) und des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut) hingegen wurden auffällig erhöhte Raten gefunden, vor allem bei gerade neu diagnostizierten Diabetikern. Somit liegt der Verdacht nahe, dass die Entstehung des Diabetes durch einen zuvor noch nicht diagnostizierten Tumor im Pankreas hervorgerufen wurde und nicht umgekehrt - ein Phänomen das in der Epidemiologie als „reverse causality“ bekannt ist.
Endometriumkrebs dagegen wird im Gegensatz zu anderen Tumoren häufig in einem frühen Stadium diagnostiziert, weshalb durch die intensive Erfassung aller Symptome bei Aufnahme in das Programm vermutlich anfangs wirklich vermehrt noch unentdeckte - sogenannte prävalente - Endometrium-Karzinome diagnostiziert werden konnten. Anne Geier wird sich im weiteren Verlauf ihres Projektes, das von Prof. Hans-Werner Hense (Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin) und Prof. Georg Hempel (Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie) betreut wird, eingehend mit den Effekten verschiedener Therapiemodalitäten bei Patienten mit Typ-II-Diabetes im Hinblick auf die Entstehung von Krebs beschäftigen.

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