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Niedrigere Strahlendosis, höhere Lebensqualität: Studie zur optimierten Behandlung von Magen- und Darmlymphomen

Zusammen mit Annette Hünefeld (3.v.l.) und Jessica Stoltze (5.v.l.) von der Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe freuen sich Dr. Stephan Rehn, Dr. Gabriele Reinartz, Klinikdirektor Prof. Hans Theodor Eich und Dr. Michael Oertel (alle: UKM; v.l.n.r. über den Start der Studie (Foto: Th. Hauss)

Münster (mfm/lt) – Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit – all diese Symptome können Anzeichen eines klassischen – und damit ungefährlichen – Magen-/Darminfektes sein. In einzelnen Fällen können sie aber auch auf ein Lymphom hindeuten. Liegt eine Diagnose mit der seltenen Krebserkrankung vor, ist eine fachübergreifende Therapie von Spezialisten notwendig. Ein Forscherteam der Universität Münster geht jetzt der Frage nach, ob bereits eine zweiwöchige Bestrahlung für eine wirksame Behandlung bösartiger Lympherkrankungen im Magen- und Darmbereich ausreicht.

Die Behandlung von Magen- und Darmlymphomen hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Früher bestand die Therapie aus einer radikalen Operation, bei der meist der gesamte Magen oder ausgedehnte Darmteile entfernt wurden. „Das hatte dramatische Folgen für die Ernährung und Verdauung der Patienten und damit natürlich auch für ihre Lebensqualität“, sagt Dr. Gabriele Reinartz, die als Oberärztin in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Münster tätig ist und gemeinsam mit dem Direktor der Klinik, Prof. Hans Th. Eich, die Studie leitet.

Mittlerweile werden die Patienten durch Strahlen- und Chemotherapien behandelt. Frühere Studien aus Münster konnten belegen, dass dieses Vorgehen mindestens genauso gute Ergebnisse erzielt wie eine Operation – und zudem auch noch besser verträglich ist. Auch die Bestrahlungsdosis und die Feldgröße bei einer Strahlentherapie konnten in den letzten Jahren kontinuierlich verkleinert werden, was den Patienten durch geringere Nebenwirkungen zugutekommt.

In der nun bewilligten Studie will das Team um Eich und Reinartz die Standardbestrahlungszeit von drei bis dreieinhalb Wochen mit einem Kurzzeitkonzept vergleichen, bei dem über einen Zeitraum von nur zwei Wochen zehn Bestrahlungen vorgenommen werden. Durch den verkürzten Bestrahlungszeitraum könnten die Nebenwirkungen der Behandlungen verringert werden und im Gegenzug ließe sich die Lebensqualität der Patienten steigern. „Bei anderen Lymphomen hat das Kurzzeitkonzept bereits eindrucksvolle Ergebnisse gezeigt“, so Dr. Michael Oertel, Leiter des wissenschaftlichen Begleitprogramms. Die klinische Studie wird voraussichtlich bis Herbst 2021 laufen; mit ersten Ergebnissen ist Mitte 2022 zu rechnen.

Mit im Boot bei dem Projekt zum seltenen Krankheitsbild der Magen-/Darmlymphome sind mehrere renommierte strahlentherapeutische Zentren aus dem In- und Ausland, so das Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York und das Cancer Institute Hospital in Tokyo. Das Studienkonzept wird unterstützt von der Internationalen Arbeitsgruppe der Lymphom-Radioonkologen (ILROG) und der Gemeinnützigen Organisation für maligne Lymphome (GLA). Fördermittel kommen - über dessen IZKF - von der Medizinischen Fakultät der Universität Münster sowie von der Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe. Letztere Einrichtung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, lokale und regionale Selbsthilfeinitiativen für Leukämie- und Lymphombetroffene zu fördern, unterstützt die münsterschen Forscher mit 32.000 Euro.