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Gehirne altern unterschiedlich: Nachwuchsgruppe untersucht Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Dr. Heike Wersching (v.) mit Dipl.-Phys. Anja Teuber und Marco Hermesdorf, MSc (Psychology), zwei ihrer Kollegen aus der neuen Nachwuchsgruppe (Foto: tb)

Münster (mfm/tw) – Frauenhirne, Männerhirne: Die Geschlechter „ticken“ nicht nur anders, ihre Gehirne altern auch unterschiedlich. Besonders bei Frauen bergen diese Entwicklungen Gefahren - das Risiko für bestimmte neuropsychiatrische Erkrankungen steigt nach den Wechseljahren deutlich an. Eine Nachwuchsgruppe um Dr. Heike Wersching vom Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster erforscht die Geschlechtsunterschiede beim Altern des Gehirns. Finanziert wird die Arbeit der interdisziplinär besetzten und mit zwei weiteren Hochschulen kooperierenden Arbeitsgruppe vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
„Es gibt Hinweise darauf, dass sich Männer- und Frauengehirne im Alter unterschiedlich verändern“, erläutert Wersching: „Besonders im Alter zwischen 40 und 60 Jahren, also während und nach der Menopause, stellen wir bei Frauen einen im Vergleich stärkeren Anstieg an sogenannten White Matter Hyperintensities fest. Diese Veränderungen der weißen Hirnsubstanz tragen bei älteren Frauen zu höheren Risiken für Schlaganfall, Demenz und Depression bei.“ Dabei hängen diese Schädigungen eigentlich stark mit Risikofaktoren zusammen, die bei Männern häufiger vorliegen - etwa Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes.  
Das Auftreten und den Verlauf der Veränderungen untersuchen die Forscher unter anderem an 2.100 Männern und Frauen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren, die an der münsterschen BiDirect-Studie teilnehmen. Diese ebenfalls vom BMBF geförderte Studie widmet sich in großem Umfang der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Gefäßverkalkung und Stimmungslage – so legen sich alle Teilnehmer über einen Zeitraum von fünf Jahren zweimal in die „Röhre“ (das Magnetresonanztomographie-Gerät, kurz MRT) und ermöglichen damit eine direkte Darstellung von Hirnstrukturen. Die Probanden nehmen ferner an Gedächtnistests teil, geben Auskunft über ihr psychisches Befinden und stellen Blut zur Verfügung, das die Bestimmung von genetischen Merkmalen, Hormonkonzentrationen und Entzündungswerten erlaubt. „Anhand dieser Daten untersuchen wir die Muster und möglichen Ursachen von Gehirnveränderungen bei Männern und Frauen sowie deren Zusammenhang mit dem Auftreten von Gedächtniseinschränkungen und Depressionen“, so Wersching.
Neben dem inhaltlichen Schwerpunkt hat die Nachwuchsgruppe ein methodisches Ziel: Mit dem Projekt soll die Anwendung klinisch und neurowissenschaftlich etablierter Methoden der Magnetresonanz-Bildgebung in der Epidemiologie optimiert werden, dabei stehen die Entwicklung und die Auswertung automatisierter Bildverarbeitungsprozesse für große Längsschnitt-Studien (Studien, bei denen Probanden zu unterschiedlichen Zeitpunkten mehrfach untersucht werden) und multizentrische Studien (Studien, die an mehreren Forschungseinrichtungen durchgeführt werden) im Vordergrund.
Das münstersche Team, darin auch Kardiologen und Psychiater der Uniklinik, kooperiert mit Forschern vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, von der Universität Leipzig und von der University of Adelaide in Australien. Unterstützt wird die Nachwuchsgruppe mit einem speziellen Programm des BMBF, das der Förderung der gesundheitsbezogenen epidemiologischen Forschung an Hochschulen dient. Insgesamt stellt das Ministerium über sechs Jahre rund eine Million Euro für Werschings Gruppe zur Verfügung.

Dr. Heike Wersching in der WWU-Forschungsdatenbank

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