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Ein Jahr lang studieren ohne Studienbeiträge: Nachwuchsmediziner gingen auf „StipVisite“

Erst die Urkunde, dann der Tanz: Während des Medizinerballes 2007 überreichten Dekan Prof. Volker Arolt und Stifter Prof. Rolf Dierichs den Gewinnern der "StipVisite" ihre Auszeichnungen (Foto: Albiker)

Münster (mfm/tb) – Eine gynäkologische Untersuchung, vorgenommen durch einen Frauenarzt: Hierzulande ist das eine alltägliche Sache, in anderen Kulturkreisen nicht unproblematisch. Auch das „Image“ von Krankheiten kann je nach Land oder Region sehr abweichend sein. Die Studierenden der Medizinischen Fakultät Münster sollen daher künftig verstärkt für solche Unterschiede sensibilisiert werden. Die Anregung hierfür stammt von Ludwig Hartmann, der selbst im achten Semester Medizin in der Westfalenmetropole studiert. Er gehört zu den zehn Gewinnern eines Ideenwettbewerbes, den sein Fachbereich in diesem Jahr erstmals veranstaltet hat. Deshalb bleibt ihm und seinen Kommilitonen nun ein Jahr lang der Studienbeitrag erspart.
Im Sommer hatte die Medizinische Fakultät ihre 2.800 Studierenden auf „StipVisite“ durch die eigene Ausbildung geschickt: Sie sollten Verbesserungsvorschläge einreichen, um so die Lehre an der münsterischen Ausbildungsstätte für Ärzte zu optimieren. „Die studentische Perspektive ist eine andere, als die der Betreuer“, erläutert Dekan Prof. Volker Arolt den Hintergrund der Aktion. Als Anreiz für die Teilnahme lobte die Fakultät ein Preisgeld in Höhe der Studienbeiträge für zwei Semester aus, was in Münster derzeit 550 Euro entspricht. Über diesen Betrag können sich die Einsender der zehn Ideen freuen, die sich nach dem Urteil der Jury durch besondere Innovationskraft auszeichnen.
Insgesamt hatte die Kommission rund 70 Vorschläge zu bewerten, deren Spektrum von Lehrinhalten bis zur Studienorganisation reicht. Die prämiierten Beiträge sollen in den nächsten Monaten schrittweise umgesetzt werden. „Auch wenn das nicht immer leicht ist“, bat Arolt anlässlich der Überreichung der Gewinnerurkunden um Geduld. So sei der Vorschlag, die freiwillige Teilnahme an humanitären Hilfseinsätzen anzubieten, mit komplexen rechtlichen Fragen verbunden. Die vorgeschlagene Bewertung von Doktorvätern und -müttern – auch sie prämiiert – dürfe nichts gemein haben mit den derzeit heftig diskutierten Internetportalen ähnlicher Ausrichtung, verwies Arolt auf ein weiteres Beispiel.
Ihre Urkunden erhielten die Gewinner während des diesjährigen Medizinerballs in der Halle Münsterland. Dabei kündigte Arolt an, dass es 2008 eine Neuauflage der Aktion geben wird. „Wir verstehen StipVisite als ein kleines Stipendiatenprogramm zur Motivationsförderung, daher der Name“, so der Psychiater. Ermöglicht hat den Ideenwettbewerb die Rolf-Dierichs-Stiftung. Deren Namensgeber war als Anatom bis vor wenigen Jahren selbst an der Medizinischen Fakultät aktiv und unterstützt die dortige Lehre und Forschung seitdem finanziell. „In die StipVisite fließen also keine Steuermittel“, so der Dekan.

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