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Dreiecke als Ideengeber: Japanische und deutsche Mediziner kooperieren in der Schizophrenie-Forschung

Nach der Begrüßung durch den Uni-Präsidenten Prof. Noriyuki Inaba und den Koordinator für Studierendenangelegenheiten Prof. Michiaki Masuda folgte für Stipendiatin PD Dr. Katja Kölkebeck (vorn, Mitte) das in Japan obligatorische Gruppenbild (Foto: privat)

Münster (mfm/lk) - Ohne Visitenkarte geht in Japan nichts. Vor allem muss sie mit beiden Händen übergeben werden. Das weiß auch Priv.-Doz. Dr. Katja Kölkebeck aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Münster, da sie schon neun Mal in Japan war. Jetzt besuchte sie während einer „Invitation Fellowship“ der japanischen Gesellschaft für Forschungsförderung erstmals die Dokkyo Medical School in Mibu. Mit dabei: die Medizinstudentin Hildegard Wichtmann, die ein halbes Jahr lang an der japanischen Hochschule studiert. Die Reise beider gehört zur Kooperation der Medizinischen Fakultät der Universität Münster mit Mibu – und initiierte ein neues gemeinsames Forschungsprojekt.
An der Dokkyo Medical School referierte Psychiaterin Kölkebeck zusammen mit Prof. Kazu Shimoda aus der dortigen Klinik für Psychiatrie über transkulturelle Forschung in der sozialen Wahrnehmung. Aus diesem Vortrag resultiert die Idee eines Projekts zur sozialen Wahrnehmung bei der Schizophrenie-Erkrankung. Dieses dreht sich um Videos einer Londoner Forschungsgruppe, in denen anhand animierter Dreiecke menschliche Interaktion dargestellt wird. In einem der Filme ist beispielsweise zu sehen, wie ein Dreieck ein anderes „ärgert“ und aus einem Raum drängt. Aus Voruntersuchungen ist bereits bekannt, dass Schizophrenie-Patienten Schwierigkeiten haben, derartige Situationen zu beschreiben. Dies lässt vermuten darauf, dass die Patienten auch in der Realität Probleme mit der Interaktion haben.
Die Zusammenarbeit zwischen den münsterschen Unimedizinern und denen der Dokkyo Universität in Mibu – rund 100 km nordwestlich von Tokio gelegen – besteht bereits seit über zehn Jahren. Seit 2012 gilt der Vertrag zwischen den Universitäten unbefristet – ein Resultat beidseitiger Zufriedenheit. Jedes Jahr im Spätsommer kommen fünf Studierende aus Fernost für eine „Summer School“ nach Westfalen, in der besonders das Erlernen praktischer Fähigkeiten auf der Agenda steht. Diese Art des Austausches bietet für die Studierenden eine besondere Abwechslung, da in Japan das Studium theorielastig ist. Seit fünf Jahren gehört zu dem zweiwöchigen Kurs in Deutschland auch ein Seminar zu psychischen Erkrankungen, das Kölkebeck hält. Deutsche Studierende verbringen ebenfalls Auslandsaufenthalte in Mibu, als Famulatur – ein längerfristiges Praktikum für Medizinstudierende – oder als Teil ihres Praktischen Jahres. Des Weiteren gehören wissenschaftliche Arbeiten und gemeinsam initiierte Projekte zu der deutsch-japanischen Partnerschaft.   L. Kerkmann

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