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Wegweisende Erkenntnisse durch geschickten Methodenmix: Gerd Meyer zu Hörste erhält DGN-Wissenschaftspreis 2021

Ausgezeichnet mit dem Wissenschaftspreis 2021 der DGN und künftig Professor der WWU Münster: PD Dr. Gerd Meyer zu Hörste (Foto: S. Marschalkowski)

Münster – Er habe sein Fach mit „wegweisenden Erkenntnissen zur Entstehung autoimmun-entzündlicher Erkrankungen des Nervensystems“ bereichert. So begründet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) die Auswahl des diesjährigen Empfängers ihres mit 10.000 Euro dotierten Wissenschaftspreises. Der buchstäblich ausgezeichnete Neurologe heißt Gerd Meyer zu Hörste und forscht an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.

Der Privatdozent ist als geschäftsführender Oberarzt und medizinischer Leiter des Liquorlabors und des neuromuskulären Zentrums an der münsterschen Uniklinik für Neurologie tätig. Vor kurzem wurde er in das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgenommen und wird noch in diesem Jahr eine Heisenberg-Professur an der Medizinischen Fakultät der WWU antreten. Gerd Meyer zu Hörste nutze „ein anspruchsvolles und breites Spektrum grundlagenwissenschaftlicher Methoden mit dem übergeordneten Ziel, human-translationale und klinisch relevante Ergebnisse zu erzielen und so die bestehende Kluft zwischen präklinischer und klinischer Forschung zu reduzieren“, attestiert die DGN ihrem Preisträger.

Dessen Labor arbeitet an der Schnittstelle von Neurologie, Neurobiologie und Immunologie, um die Wechselwirkungen von Immun- und Nervensystem zu klären sowie die Frage, wie dies neuroimmunologische Erkrankungen beeinflusst. Durch geschickte Kombination von präklinisch experimentellen Methoden, human-translationalen Ansätzen und modernen transkriptionellen Methoden ist es dem 43-Jährigen gelungen, an seinem Standort ein eigenes Forschungsfeld zu begründen. Als einer der ersten Wissenschaftler weltweit konnte er mit seinem Team Methoden der Einzelzell-Transkriptomik (single cell RNA-seq) auf Zellen des Liquor cerebrospinalis anwenden, also auf das „Nervenwasser“, das Gehirn und Rückenmark umhüllt und schützt. Derart konnte Meyer zu Hörste vor kurzem Mechanismen sowohl der Multiplen Sklerose als auch neurologischer Manifestationen von COVID-19-Infektionen aufklären. Ferner etablierte der Neurologe eine Vielzahl von lokalen Kooperationen zur Einzelzell-Transkriptomik. Seine Arbeit ist ein Paradebeispiel für die Verbindung von grundlagenwissenschaftlicher und klinisch-translationaler Forschung.

Eine weitere Komponente der Arbeit von Meyer zu Hörste ist die hochauflösende Charakterisierung von Leukozyten in Grenzkompartimenten des Nervensystems. Mehrere hochkarätig publizierte Studien zu diesem Feld belegen, dass der Neurologe begleitend zu seiner klinischen Tätigkeit anspruchsvolle grundlagenwissenschaftliche Konzepte verfolgt. Darauf gründet auch die Aufnahme von Gerd Meyer zu Hörste in das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Einen Ruf der Medizinischen Fakultät der WWU hat er soeben angenommen und wird dort im Dezember die neu geschaffene Heisenberg Professur „Body and Brain Borders and Advanced Transcriptomics“ übernehmen. Seine künftige Position will PD Dr. Meyer zu Hörste nutzen, um die grundlagenwissenschaftliche und translationale Forschung noch besser miteinander zu verzahnen.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Zusammenschluss von 10.700 Fachleuten dieser medizinischen Disziplin, hat sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft zum Ziel gesetzt, die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Mit ihrem jährlich verliehenen Wissenschaftspreis will die Vereinigung deutschsprachigen klinisch-neurologisch tätigen Nachwuchs fördern. Die Auszeichnung würdigt Arbeiten, die sich mit den Ursachen, der Diagnostik und der Therapie oder der pathologischen Anatomie der Krankheiten des Nervensystems befassen.

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