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PRO-SCIENTIA-Preis für münstersche Grundlagenforscher

Stiftungsgründer Prof. Eckart Buddecke (m.) überreichte Prof. Lydia Sorokin und Prof. Thomas Pap die Urkunden zum Pro-Scientia-Preis des Jahres 2009

Münster (mfm/tw) - „Jeder Wissenschaftsfortschritt in der Medizin, der dem Patienten zugutekommt, ist auch ein Erfolg der Medizinischen Grundlagenforschung“, meint Prof. Dr. Eckhart Buddecke, ehemaliger Direktor des Instituts für Physiologische Chemie und Pathobiochemie in Münster. Um die Grundlagenforschung zu unterstützen, gründeten der Emeritus und seine Frau eine gemeinnützige Stiftung, die seit 2004 jährlich den PRO-SCIENTIA-Förderpreis ausschreibt. Am Montag [01.02.] zeichnete die Stiftung damit gleich zwei Forschergruppen aus der Medizinischen Fakultät der Universität Münster (WWU) aus: Das Preisgeld von 10.000 Euro geht zu gleichen Teilen an zwei Arbeitsgruppen um Prof. Lydia M. Sorokin und Prof. Thomas Pap für neue Erkenntnisse zu Multipler Sklerose und zu Arthrose.
Der bundesweit ausgeschriebene PRO-SCIENTIA-Förderpreis blieb damit im sechsten Jahr seiner Vergabe erstmals komplett in der Heimatstadt des Stiftungsgründers. Die Auswahl der Preisträger traf eine unabhängige Jury. Das Sorokin-Team befasst sich am Institut für Physiologische Chemie und Pathobiochemie der WWU erfolgreich mit Entstehung der Multiplen Sklerose. Hierbei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems, deren Ursache noch immer ungeklärt ist. Ausgelöst wird die Entzündungsreaktion durch die fehlerhafte Einwanderung von immunkompetenten T-Lymphozyten – weißen Blutkörperchen zur Immunabwehr, die im Knochenmark erzeugt werden – aus dem Blutkreislauf in das Nervengewebe. Die T-Lymphozyten führen dort zu einem Abbau der Myelin-Schutzschicht um die Nervenfasern und damit zu neurologischen Funktionsausfällen.
Das Team unter Leitung von Prof. Lydia Sorokin hat nun entscheidende Kenntnisse zur Entstehung der Multiplen Sklerose gewonnen: Es konnte nachweisen, dass die Migration der T-Lymphozyten durch das Protein Laminin alpha4, einen Bestandteil der Basalmembran der Blutgefäßwand, kontrolliert wird. Bei Versuchstieren mit gentechnisch ausgeschalteter Laminin alpha4-Bildung ist die Migration der T-Lymphozyten reduziert, das körpereigene Immunsystem bleibt jedoch völlig intakt. „Interessanterweise findet sich in den Basalmembranen der Gefäße immer eine von zwei unterschiedlichen Lamininketten, alpha4 oder alpha5“, erläutert Sorokin. „T-Lymphozyten tasten die Basalmembran auf das Vorhandensein dieser Lamininkette ab und werden von alpha4 in ihrer Wanderung bestärkt, während alpha5 als Stoppsignal wirkt“. Diese selektive Migrationshemmung der T-Lymphozyten bietet eine vielversprechende Grundlage für eine Therapie der Multiplen Sklerose.
Ebenso innovativ sind die Forschungen von Prof. Thomas Pap, Direktor des Instituts für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin: Seine Arbeitsgruppe hat mit der Entschlüsselung des Mechanismus, der zum Abbau des Gelenkknorpels und damit zur Entstehung einer Arthrose führt, neue Impulse für die Behandlungsstrategie des Gelenkverschleißes gegeben. Die Wissenschaftler konnten im Tierversuch nachweisen, dass die Entstehung einer experimentellen Arthrose von der Bildung eines speziellen Oberflächenmoleküls der Knorpelzellen, dem Syndecan-4, abhängt. Offenbar verankert das Protein ein Knorpelzellen-abbauendes Enzymsystem an der Knorpelzelloberfläche. Bei gentechnisch ausgeschalteter Snydecan-4-Bildung oder bei Injektion von Syndecan-4-Antikörpern in die Gelenkkapsel wird die Entstehung einer Arthrose bei Mäusen zuverlässig verhindert. Diese kausalen Zusammenhänge sollen in einen neuen therapeutischen Ansatz zur Behandlung von Arthrose-Patienten übertragen werden.
Multiple Sklerose und Arthrose gelten als Volkskrankheiten und sind wegen ihres chronischen Verlaufs und der erheblichen Behandlungskosten von hoher sozialmedizinischer Bedeutung. „Die diesjährige Zentrierung der Preisvergabe auf die Universität Münster ist sicher auch eine Auszeichnung der WWU für die erfolgreiche Förderung von Wissenschaft und Forschung“, lobte Prof. Buddecke anlässlich der Preisübergabe am Montagabend. Während des Festaktes im Hörsaal des Instituts für Physiologische Chemie und Pathobiochemie stellten die Preisträger ihre prämierten Projekte selbst mit kurzen Vorträgen vor.
www.eckhart-buddecke-stiftung.de

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