DFB-Mannschaftsärztin, Anti-Doping-Aktivistin, Journalistin, Sportlehrerin - und noch viel mehr: Dr. Astrid Offer passt in keine Schublade

Notärztin Dr. Astrid Offer im Kölner Rheinenergiestadion vor dem DFB-Pokalfinale der Frauen 2017 …

… und bei ihrer Promotionsfeier 2008 (Fotos: privat)

Münster (mfm/sm) - Als „multiprofessionell“ bezeichnet sie sich selbst – und tatsächlich passt Dr. Astrid Offer als Diplom-Sportlehrerin, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Sport- und Notfallmedizinerin, als ärztliche Psychotherapeutin und Journalistin in keine der üblichen Schubladen. Doch eines verbindet alle Tätigkeiten: die Liebe zum Sport. Einige „Transfers“ zu verschiedenen Arbeitgebern ließen es der Wahlkölnerin nie langweilig werden. Ihr Engagement gegen Doping im Sport hat seine Wurzeln in Münster: An der dortigen Universität promovierte Offer mit einer Doktorarbeit zu Doping- und Medikamentengebrauch im Kinder- und Jugendleistungssport. Nach dem Abitur steht für viele junge Leute eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben an: die Berufswahl. Für die gebürtige Burgsteinfurterin Offer kamen schon damals gleich drei Optionen in Frage – Lehrerin, Ärztin oder Journalistin werden. Zunächst entschied sie sich für ein Lehramtsstudium der Fächer Mathematik und Sport in Bochum, doch schon bald sollte der erste „Transfer“ folgen: „Der gute Ruf der Deutschen Sporthochschule in Köln und die ganze Stadt zogen mich in ihren Bann. Also setze ich alles daran, nach den Zwischenprüfungen in die Domstadt zu wechseln“, erinnert sich Offer. Dort hängte sie also ihre schulische Karriere in Mathematik an den Nagel und machte ihren ersten Abschluss zur Diplomsportlehrerin. Transfer Nummer zwei lag da allerdings bereits in der Luft: „Schon während des Studiums an der Sporthochschule dachte ich wieder über Medizin nach. Ich wollte Sport und Medizin verbinden“, erzählt Offer. Sie ergatterte – unter anderem durch ein Empfehlungsschreiben des Sportmedizin-„Papstes“ Prof. Wildor Hollmann – tatsächlich einen der raren Zweitstudienplätze in ihrer Wahlheimat Köln: „Meine Eltern hatten mich während meines Erststudiums immer sehr unterstützt. Doch wie wir alle wissen, ist so ein studierendes Kind teuer. Es musste also ein guter Nebenjob her.“ An dieser Stelle schließt sich der Kreis zum dritten Berufswunsch von damals – Journalistin werden: „Diplom-Sportlehrer waren in den 1990-er Jahren beliebt in den Sportredaktionen. So bekam ich die Chance, beim Printmagazin „Fit for Fun“ in Hamburg und in der ZDF-Sportredaktion in Mainz zu hospitieren“, so Offer. Beim WDR-Fernsehen arbeitete sie schließlich bis zum Ende des Studiums als freie Mitarbeiterin und stand abseits des Hörsaals regelmäßig am Feldrand bei Fußballspielen, führte Interviews und produzierte Beiträge für das ARD-Morgenmagazin, „Sport im Westen“ oder die ARD-Sportschau.Während der folgenden Facharztausbildung „Innere und Allgemeinmedizin“ entdeckte Offer eine Stellenausschreibung des Sportkrankenhauses Lüdenscheid-Hellersen – und der nächste Arbeitgebertransfer stand bevor: „Diese Stelle in der internistischen Sportmedizin wollte ich unbedingt und bekam sie dann auch. Ich betreute auch eine Anti-Dopingkampagne mit und fühlte mich wie ein Fisch im Wasser!“, lacht die heutige Sportmedizinerin. Hier kommt die Promotion an der Medizinischen Fakultät in Münster ins Spiel: Durch die Mitarbeit in dem Antidopingprojekt „Falscher Einwurf!“ kam der Ärztin die Idee, auf diesem Gebiet zu promovieren. In dem in Fachkreisen geschätzten münsterschen Sportmediziner Prof. Klaus Völker fand Offer den richtigen Doktorvater: „Mein Thema war der Verbrauch von Dopingmitteln, Drogen, Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln bei 10- bis 19-Jährigen und deren Kenntnisstand dazu.“ Besonders gut und gerne erinnere sie sich an ihre Promotionsfeier in Münster: „Die war toll! Alle frischgebackenen Doktoren wurden einzeln aufgerufen und geehrt. So etwas kannte ich von meinen bisherigen Unis nicht und es fühlte sich wirklich gut an, dass die harte Arbeit so gewürdigt wurde.“Seither ist Offer immer wieder in Sachen Dopingprävention unterwegs. Sei es in der Arbeitsgemeinschaft Prävention der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), in der Anti-Doping-Kommissionen des Deutschen Fußballbundes (DFB) oder der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) – sie setzt sich ein: „Der Leistungssport an sich verführt dazu, seine Fähigkeiten noch mit unerlaubten Mitteln aufzupeppen. Eine stabile, innere Anti-Doping-Haltung des Sportlers in einem dopingfreien Umfeld ist daher das Ziel.“ Neben dieser Arbeit steht die heute 51-Jährige auch noch immer regelmäßig am Feldrand: Bis 2016 als Mannschaftsärztin der U16-Frauen-Nationalmannschaft des DFB und seit 2008 zusätzlich als „Medical Officer“ des Weltfußballverbandes FIFA war sie bisher bei insgesamt sieben Fußballweltmeisterschaften der Frauen unter anderem in Chile, Japan und Papua Neuguinea dabei. In der Sportmedizin sind lebenslange Stellen eher eine Rarität. Deshalb hat Offer inzwischen Weiterbildungen in der Verhaltenstherapie und der Sucht-, Notfall- und Sozialmedizin absolviert. Auch einige berufliche Stationen, beispielweise als Betriebsärztin oder ärztliche Leitung einer Tagesklinik für illegal Drogenabhängige, kamen hinzu. Derzeit arbeitet sie hauptberuflich als festangestellte Notärztin der Stadt Düsseldorf. Ihren vorerst letzten beruflichen Transfer leitet die Medizinerin aktuell ein: „Ich möchte in Zukunft nebenberuflich in einer eigenen psychotherapeutischen Praxis tätig sein und unter anderem präventiv mit Sportlern arbeiten – beispielsweise Coaching und Mentaltraining anbieten. So kombiniere ich meine Qualifikationen optimal. Meine Haltung war immer, keine Angst davor zu haben, etwas zu ändern oder neu anzufangen und mich so weiterzuentwickeln.“(Mit diesem Beitrag setzt der Alumni-Verein „medAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Porträt-Reihe "Köpfe der Fakultät" fort. Mehr zu dem Verein //www.medalum.de" class="int">erfahren Sie hier.)

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