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Medizinische Verbundforschung 2.0: Experten diskutieren in Münster über Strategien der Vernetzung

Der münstersche Mediziner und IT-Experte Prof. Frank Ückert leitet als Kongresspräsident die TMF-Jahrestagung (Foto: privat)

Münster (mfm/pc) - Die medizinische Verbundforschung in Deutschland erreicht eine neue Stufe: Der Schritt vom Einzel- zum Verbundforscher wurde erfolgreich vollzogen, jetzt geht es jetzt darum, große regionale oder nationale Zentren aufzubauen. Sie sollen die verschiedenen Säulen der universitären und außeruniversitären Forschung sowie der medizinischen Behandlungseinrichtungen überbrücken helfen. Am Donnerstag und Freitag diskutieren über 130 Experten beim Jahreskongress der „Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung“ (TMF) im münsterschen Schloss über die besten Strategien.
„Die zentrale Frage lautet: Wie können wir unsere Erfahrungen aus mehr als zehn Jahren medizinischer Verbundforschung beim Aufbau von regionalen und nationalen Zentren zielgerichtet einsetzen?“, erklärt Kongresspräsident Prof. Dr. Frank Ückert. Im Institut für Medizinische Informatik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) leitet der 36-jährige die Projektgruppe Internettechnologie. Zudem ist er Vorstandsmitglied der TMF, die als Dachorganisation der medizinischen Forschungsnetzwerke in Deutschland fungiert. Als Plattform für den Austausch der Forscher zu technischen, rechtlichen und organisatorischen Problemen medizinischer Verbundforschung stellt die TMF zugleich Konzepte zu deren Lösung zur Verfügung.
Eine zweistündige, von Ückert moderierte Sitzung am Donnerstagnachmittag beginnt mit einem Überblick über die Netzwerkforschung an der Medizinischen Fakultät der WWU. Anschließend stellen Vertreter der Verbünde in Kurzpräsentationen das jeweilige Projekt vor. Das Themenspektrum reicht dabei von den Kompetenznetzwerken für Multiple Sklerose und Vorhofflimmern über Verbünde, die sich mit der Erforschung der Influenza („FluResearchNet“) oder Infektionen mit antibiotika-resistenten Staphylokokkken („SkinStaph“) beschäftigen bis hin zum „Netzwerk Panik“, in dem Psychiater und Psychologen die Ursachen von Angststörungen erforschen.
Das Tagungsprogramm am Freitag eröffnet Professor Dr. Maik Kschischo (Fachhochschule Koblenz) mit einem Kurzreferat über „Systembiologie – Entwicklung und offene Fragen“. In dieser neuen Disziplin werden Lebensprozesse im Computer simuliert, um Phänomene wie beispielsweise Umweltanpassung, Alterung oder Immunabwehr besser zu verstehen und abzubilden. Dadurch werden Vorhersagen auch ohne Experimente im Labor möglich. „Die Berührungspunkte der Systembiologie mit den verschiedensten medizinischen Bereichen nehmen zu. Diese Fragen werden daher für den übergreifenden Austausch der biomedizinischen Forscher und die gemeinsame Arbeit in der TMF künftig eine immer größere Rolle spielen“, prognostiziert Prof. Ückert. Weitere Themen der Tagung sind die wissenschaftlichen Grundlagen der individualisierten Medizin sowie die große Unsicherheit bei (Universitäts-)Kliniken über die Frage, ob und wie Patientenakten und Unterlagen zu Patientenstudien nach dem Prinzip der „Good Clinical Practice“ (GCP) digital archiviert werden können.
Weitere Informationen und Anmeldung unter www.tmf-ev.de/Jahreskongress oder direkt im Schloss. Die Teilnahme ist kostenfrei.