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Maxi-Förderung für Minipubertät: DFG bewilligt Alexander Busch 1,4 Mio. Euro für Aufbau einer Forschungsgruppe

Ein Nachwuchswissenschaftler mit viel Potenzial: Alexander Busch hat gleich zwei Doktortitel, arbeitete einige Jahre in Kopenhagen und Cambridge und kehrt nun an die Universität Münster zurück – mit eigener DFG-Forschungsgruppe (Foto: L. Svenstrup Munk)

Münster (mfm/sw) – Minipubertät: In den Ohren von Laien klingt das Wort merkwürdig oder gar falsch. Aber den Begriff gibt es tatsächlich: Die damit bezeichnete Phase liegt lange vor dem Jugendalter und bildet bei Neugeborenen die Grundlage der späteren Fruchtbarkeit. In ihrer Minipubertät produzieren Jungen kurz nach der Geburt für einige Wochen bis Monate fast so viel von dem männlichen Sexualhormon Testosteron wie ihre Väter. Ist dieser Prozess gestört, kann es zu späteren Fruchtbarkeitsproblemen kommen. Inwieweit dabei Abläufe im Gehirn und Hoden eine Rolle spielen, erforscht nun ein Forschungsteam um Dr. Dr. Alexander Busch von der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster: Der 33-Jährige ist in das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen worden und erhält für das Projekt eine Förderung von rund 1,4 Millionen Euro.

Die Minipubertät ist ein universelles Phänomen bei Neugeborenen, das alle Kinder – sowohl Jungen als auch Mädchen – betrifft. Landläufig wird davon ausgegangen, dass die Pubertät die erste Periode sei, in der das Reproduktionssystem aktiv ist – tatsächlich handelt es sich aber bereits um die dritte Periode. Die erste läuft noch im Mutterbauch, die zweite ist dann die Minipubertät direkt nach der Geburt – in der übrigens die Babys wie später auch als Teens vor Hautunreinheiten und Pickeln nicht gefeit sind. „Die Minipubertät endet nach einigen Monaten und die Hormonwerte sinken wieder auf kaum messbare Werte ab“, erläutert Dr. Dr. Busch, „Erst mit der Pubertät wird das ganze System wieder in Gang gesetzt und die Geschlechtsreifung komplettiert. Wir gehen davon aus, dass die Minipubertät den Grundstein für die zukünftige Fruchtbarkeit legt und die Reproduktionsorgane auf ihre spätere Funktion vorbereitet.“ Insbesondere Frühgeborene oder Kinder mit extrem niedrigem Geburtsgewicht seien anfällig für Störungen der Minipubertät – und damit auch für Fruchtbarkeitsprobleme im Erwachsenenalter.

Das von Busch erfolgreich beantragte Projekt („Die postnatale Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse in Jungen und ihre Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfunktion und reproduktive Gesundheit“) soll auf verschiedenen Ebenen untersuchen, welchen Einfluss die Prozesse sowohl im Gehirn als auch im Hoden während dieser Zeit auf das Fruchtbarkeitspotenzial haben - und wie die Minipubertät aktiviert und gestoppt wird. Das langfristige Ziel des Forschungsteams besteht darin, ein besseres Verständnis von der Regulation des Reproduktionssystems zu erlangen und die Beratung sowie die Behandlung von Kindern mit einer gestörten Minipubertät verbessern. Häufig treten die Probleme bei Frühgeborenen auf, bei denen der Hoden nicht in den Hodensack abgesunken ist. Das Projekt beleuchtet auch die Grundprinzipien der Regulation des Hormonsystems, die im späteren Leben - in der Pubertät und in der Fortpflanzungsphase - unseren Hormonspiegel bestimmen.

Nachdem es Alexander Busch für die vergangenen Jahre von der Universität Münster nach Dänemark und England verschlug, kehrt der gebürtig aus Recklinghausen stammende Arzt nun - nach dem Erlangen eines zweiten Doktortitels - zurück nach Westfalen. „Ich hoffe, dass wir mit diesem Großprojekt neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich die Minipubertät als ‚klinisches Fenster‘ in die Regulation unseres Reproduktionssystems nutzen lässt“, freut sich auch der Direktor der münsterschen Unikinderklinik, Prof. Heymut Omran, über den Neuzugang in seiner Einrichtung. Busch kann dort die Arbeit als Arzt und die neue Rolle als klinischer Forscher kombinieren. Sein Forschungsschwerpunkt ist neben der Minipubertät die Genetik der Pubertät und der Männergesundheit.

Das 1999 gestartete Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft zielt darauf ab, herausragenden Nachwuchsforscherinnen und -forschern einen Weg zur wissenschaftlichen Selbstständigkeit zu eröffnen. Vor Busch konnten an der Medizinischen Fakultät der WWU unter anderem Prof. Alena Buyx, heute Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Prof. Jessica Bertrand sowie Prof. Alexander Zarbock Mittel aus dieser Förderlinie einwerben.

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