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Forschung hilft Krankenversorgung: Werkstätten haben auf Corona-"Produktlinie" umgestellt

Thomas Westhoff (l.) und Marvin Wärmeling (r., beide: Forschungswerkstätten) montieren an der Leitstelle 05 Ost des UKM eine Aerosolschutzwand, während Christian Hörning (Leiter der Patientenaufnahme im UKM-Ambulanzmanagement) bereits für klaren Durchblick sorgt (Foto: WWU/E. Wibberg)

Münster (mfm/tb) – Normalerweise fräsen sie beheizbare Messkammern für Bio-Proben, tüfteln an Signalverstärkern oder bauen sonstige Einzelanfertigungen für die medizinische Forschung, die dann später vielleicht in Serie gehen: die elf Männer der Forschungswerkstätten auf dem Medizin-Campus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Doch „normal“ ist auch bei dieser Einrichtung, einer „Betriebseinheit“ der Medizinischen Fakultät, derzeit wenig: Statt Metall ist in Corona-Zeiten Polycarbonat zum bevorzugten Werkstoff der erfahrenen Handwerker geworden: Mit Beginn der Krise bot das Team an, innerhalb der Uniklinik an sensiblen Bereichen Aerosolschutzwände (landläufig: „Spuckschutz“) zu installieren - und fand für seine neue „Produktlinie“ reißenden Absatz.

„Am Anfang stand die Überlegung, wie wir den Kolleginnen und Kollegen in den besonders belasteten Bereichen der Krankenversorgung mit unseren Mitteln helfen könnten“, berichtet Thomas Westhoff, Leiter der auf drei Standorte verteilten Forschungswerkstätten. Die Anfrage eines Wissenschaftlers aus der Uni-Augenklinik nach einer individuellen Schutzeinrichtung aus klarem PVC für die Spaltlampen-Untersuchung sei dann der Auslöser gewesen, solche Abtrennungen aktiv auch anderen Einrichtungen der Uniklinik anzubieten. „Wir wollten damit einen Beitrag leisten für die Sicherheit sowohl von Mitarbeitern als auch von Patienten“, so Westhoff. Zunächst sei allerdings zu klären gewesen, ob ausreichend Material beschafft werden könnte. „Die Lieferanten bejahten das.“

Über die Pressestelle als Verteiler wurde das Angebot im Haus gestreut – und stieß umgehend auf großes Interesse: „Unser erstes Projekt war Mitte März die Kinderonkologie in der Station 15A West“, erinnert sich Westhoff. „Die Nachfrage stieg dann mit jeder ausgelieferten Schutzwand“. Mehrfach mussten die Feinmechaniker daher Material nachbestellen. Bis jetzt konnten sie bereits 45 Vorhaben mit teils mehreren Stückzahlen fertigstellen; das Spektrum reicht von zahlreichen Leitstellen und Patientenaufnahmen bis zu Untersuchungszimmern mit jeweils individuell angepassten Aerosolschutzwänden. Viele positive Rückmeldungen aus der Klinikbelegschaft sind die schönste Belohnung für das Team: „Diese zeigen, dass sich der Einsatz lohnt“, freut sich der Werkstättenleiter.

Die Kreativität der Handwerker erstreckt sich allerdings nicht nur auf Wände: Sie haben unter anderem einen Türöffner entwickelt, dessen Optik an einen Flaschenöffner erinnert und der ein fast berührungsfreies Drücken der Klinke ermöglicht.

Das Erfolgsrezept ihrer Arbeit sei nicht zuletzt die Unterstützung durch andere Abteilungen, betonen die Forschungswerkstätten. So habe das operative Beschaffungsmanagement des GB Materialwirtschaft gewährleistet, dass immer ausreichende Mengen der äußerst begehrten Materialien vorhanden waren und das Team Materialtransport der Logistik habe die fertigen Elemente von den Werkstätten zu den Kliniken gebracht. Abteilungen, die noch Bedarf für sich erkennen, können auf deren Internetseite die Fein- und Elektromechanischen Forschungswerkstätten des Dekanats kontaktieren.

 

Aktualisierung, 11.05.2020: Inzwischen sind bereits 62 Projekte mit 178 Schutzwänden umgesetzt. Die Quadratmeterzahl des bearbeiteten Materials beläuft sich auf insgesamt 155 qm.

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