News

Die Vorlesung in Münster, der vorgestellte Patient 300 Kilometer entfernt: Video-Premiere an der WWU

Im Hörsaal nur ein paar Meter, tatsächlich aber 300 Kilometer, trennten die Studenten von „ihrem“ Patienten bei der Live-Übertragung am Freitag (Foto: Marschall)

Per Live-Übertragung erhielten Studierende Einblick in die Arbeit der Reha-Medizin
Münster (mfm/tb) – Direkt nach ihrem Staatsexamen müssen Nachwuchsmediziner voll berufsfähig sein. So fordert es die Ärztliche Approbationsordnung. Was aber tun, wenn eine bestimmte Fachdisziplin an einem Standort nicht mittels einer eigenen Fachklinik abgedeckt wird? Dann kann die moderne Informationstechnologie helfen, wie eine Premiere an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster zeigt. Entsprechend der Ausrichtung des Universitätsklinikums Münster (UKM) als Zentrum der Maximalversorgung stehen hier nicht immer Patienten im Stadium der aktiven Rehabilitation zur Verfügung. Trotzdem lernten die 120 Studierenden, die das Fach Rehabilitationsmedizin aktuell auf dem Stundenplan stehen haben, am Freitag [02.07.] einen Patienten aus diesem Bereich kennen. Nach Bad Wildungen, wo der derzeit in Behandlung ist, fuhren keine Reisebusse – sondern nur ein zweiköpfiges Kamerateam.
Patienten oder umgekehrt Studierende, die für eine Vorlesung Hunderte von Kilometern Anfahrt in Kauf nehmen müssen? „Das können und wollen wir niemandem zumuten“, sagt Privatdozent Dr. Jan Becker, stellvertretender Geschäftsführer des Instituts für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS) der Medizinischen Fakultät. Die 300 Kilometer Distanz zwischen Münster und Bad Wildungen wurden am Freitag durch eine Video-Live-Übertragung überwunden. Via Datenleitung kommunizierte Privatdozent Dr. Thomas Meiners, Chefarzt des Zentrums für Rückenmarkverletzte der Werner-Wicker-Klinik, vom Hörsaal in Münster aus mit seinem Team in Bad Wildungen, stellte den Studierenden den Patienten vor und erläuterte ihnen dessen Befunde.
„Die in Bad Wildungen aufgenommenen Bilder wurden als Live-Stream-Video über das Internet übertragen. Die Bildauflösung entspricht dabei dem HDTV-Standard, ist also hervorragend“, so Becker. „Die zusätzliche technische Ausstattung, die dafür im Hörsaal benötigt wird, passt in einen mittelgroßen Koffer. Über das Internet können wir sogar die Kamera in Bad Wildungen steuern.“ Das System wurde von Prof. Walter Stummer, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, und seinen Mitarbeiter Dr. Markus Holling am UKM bereits für eine Übertragung von Operationen in den Hörsaal genutzt.
„Neu ist, dass wir jetzt Bilder über eine Entfernung von mehreren Hundert Kilometern übertragen können, als stammten sie von ‚nebenan’. Nachdem alles gut lief, werden die Studierenden so demnächst auch Einblicke in weitere Spezialkliniken, beispielsweise für Geriatrie oder Palliativmedizin, nehmen können“, plant Dr. Becker schon eine Ausweitung des Pilotprojekts.

This could be interesting for you too: