Diagnose per Video-Sprechstunde? Alumni erhielten Einblicke in den Stand der Telemedizin am Standort Münster

Prof. Christian Juhra (l.), hier mit zwei Kollegen aus der Anästhesiologie bei der Einführung von TELnet@NRW, erläuterte den Alumni der Medizinischen Fakultät die Möglichkeiten der Telemedizin (Foto: UKM)

Münster (mfm/sw) – Ob „Schwarzwaldklinik“ oder „Der Landarzt“ – auch wenn diese Kult-Fernsehserien heutigen Studierenden nicht mehr viel sagen, sind sie den meisten Ehemaligen der Medizinischen Fakultät der Universität Münster noch ein Begriff. So schön die darin vermittelte Vorstellung von einer umfassenden medizinischen Versorgung mitten auf dem Land auch ist: Mit der Realität hat sie wenig zu tun. Abhilfe schaffen soll unter anderem die Telemedizin, also die Diagnostik und Therapie via Telekommunikation über räumliche Distanz. Zuständig an der Uniklinik Münster ist Prof. Christian Juhra, der die Stabstelle Telemedizin leitet und der den Alumni des Ehemaligen-Vereins medAlum – ganz im Sinne der Telemedizin per Videokonferenz jetzt Einblicke in seine Arbeit gewährte.

Dass die Telemedizin ihren Ursprung ausgerechnet in der Seefahrt hat, hätten die wenigsten Teilnehmenden vermutet - dabei liegt die Notwendigkeit von medizinischer Betreuung über Distanz hinweg auf der Hand: Ärzte gibt es eben meist nicht an Bord. Auch heute nimmt die Bedeutung von Telemedizin alles andere als ab – im Gegenteil: Egal, ob „plattes Land“ oder Corona-Pandemie – viele haben keine verfügbare Praxis in der Nähe oder diese hat keine Ressourcen. Was also dann tun, wenn es zu Krankheiten, Verletzungen und Notfällen kommt? Für Prof. Juhra ist die Antwort klar: Telemedizin – schließlich bestimme Technik so oder so schon den medizinischen Alltag.

Die Möglichkeiten von Telemedizin sind vielfältig: „Ob Online-Sprechstunde oder die bloße Datenübertragung von selbstständig durchgeführten Behandlungen aus dem ‚Home-Office‘, wie Blutdruckmessen durch den Patienten: Mit gezielten Fragen können viele Probleme schon per Videosprechstunde gelöst werden – und der Weg ins Krankenhaus lässt sich sparen. Außerdem kann Telemedizin auch zu einem besseren Informationsfluss beitragen“, erklärt Juhra. Per Telekommunikation könnten Patientendaten besser vermittelt werden, Arzt und Patient sei geholfen – eine Win-win-Situation. Studien zeigten außerdem: Telemedizin wirke. So hätten Patienten, die neben der Behandlung im Krankenhaus auch darüber versorgt werden, eine signifikant höhere Überlebensquote.

Die Lehre integriert die Telemedizin ebenfalls immer mehr, auch wenn sie noch kein vollständiger Teil des Lehrplans ist. Das könnte sich aber künftig ändern – hofft auch Prof. Christian Juhra. Die münstersche Stabsstelle besteht mittlerweile aus sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und gilt als Vorreiter in der jungen Fachdisziplin.

Mehrmals jährlich bietet medAlum exklusive Einblicke in Institute, Kliniken und weitere Einrichtungen der münsterschen Universitätsmedizin an. Das Jahresprogramm 2023 sieht fünf Veranstaltungen vor, die bis auf eine schon auf der Website des Vereins zu finden sind. Los geht es am 3. Februar 2023 mit einer Einführung in die Möglichkeiten der Mikro-Robotik.

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