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Forschung an Immunzellen des Gehirns: David Schafflick erhält Herbert-Fischer-Preis für Neuroimmunologie

Preisträger David Schafflick (Mitte), Ari Waisman (Preispate, l.) und Reinholf Förster (Vizepräsident der DGfI) bei der Übergabe der Auszeichnung (Foto: DGfI/J. Hirscher)

Münster (mfm/mew) – Alzheimer, Multiple Sklerose, Parkinson – fast jede und jeder hat im Bekanntenkreis Personen, die unter einer dieser Erkrankungen leiden. Gemeinsam ist denen, dass wahrscheinlich entzündliche Prozesse im Gehirn zur Entstehung beitragen. Als „Neuroinflammation“ wird das im Fachjargon bezeichnet. Derzeit sind viele der Komponenten, die zur Entzündung des Gehirns beitragen, noch unbekannt. Für seine Forschung in diesem Bereich erhielt David Schafflick, Doktorand der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, nun den Herbert-Fischer-Preis für Neuroimmunologie 2022. Die jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) vergebene Auszeichnung ist mit 1.500 Euro dotiert.

Schafflick untersucht das Vorkommen und die Funktion von weißen Blutkörperchen in den Hirnhäuten sowie in dem Nervenwasser, das das Gehirn umgibt. Zu den weißen Blutkörperchen, die nachgewiesen werden konnten, zählen Zelltypen wie B- und T-Zellen, Fresszellen und natürliche Killerzellen. „Eine Besonderheit, die uns am gesunden Hirngewebe aufgefallen ist, ist das vermehrte Vorkommen von B-Zellen in der Dura, der äußeren Hirnhaut. Diese Zellen produzieren Antikörper, bekämpfen Erreger und sind an Entzündungen beteiligt,“ so der 31-jährige. Im Normalfall sind B-Zellen hauptsächlich im Blutkreislauf zu finden – die große Zahl von Zellen dieses Typs in der Dura spricht daher für eine spezielle Funktion, die sie dort ausüben. Im Experiment konnte gezeigt werden, dass eine Entzündung im Gehirn zu einer Veränderung der Eigenschaften der B-Zellen führt. Außerdem veränderte sich die Zusammensetzung der anderen Immunzellen, die in der Hirnhaut gefunden wurden. Die genaueren Mechanismen bleiben jedoch Gegenstand weiterer Untersuchungen.

Eine weitere außergewöhnliche Entdeckung ist das Vorkommen von Vorläuferzellen der B-Zellen in der Dura. Für gewöhnlich befinden sich unreife B-Zellen nur im Knochenmark, ihrem Entwicklungsort. Der Biologiedoktorand erklärt: „Es liegt nahe, dass die Vorläuferzellen an irgendeinem Punkt aus dem anliegenden Knochenmark des Schädelknochens in die Dura eingewandert sind. Warum sie das Knochenmark allerdings vorzeitig verlassen und ihre Entwicklung in der Dura abschließen, ist noch unklar. Da in der Evolution allerdings nichts ohne Grund passiert, wird diesem Mechanismus wahrscheinlich eine wichtige Funktion zukommen.“ Die Erkenntnisse der WWU-Wissenschaftler könnten neue therapeutische Ansatzpunkte für die Behandlung von neuroinflammatorischen Erkrankungen liefern.

David Schafflick studierte Biotechnologie an der Technischen Universität Braunschweig und schließt momentan seine Promotion am Institut für Translationale Neurologie der WWU in der Arbeitsgruppe von Prof. Gerd Meyer zur Hörste ab. Der ihm verliehene Herbert-Fischer-Preis wird jährlich an Doktoranden und Post-Doktoranden in der Neuroimmunologie vergeben. Gestiftet wird der Award von der Rosa-Laura-und-Hartmut-Wekerle-Stiftung.

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