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Studie zum Vorhofflimmern zeigt: Ausschlaggebend für Risikoreduktion ist der Erhalt des Sinusrhythmus

War maßgeblich an der aktuellen AFNET-Studie zum Erhalt des Sinusrhythmus beteiligt: Prof. Lars Eckardt von der Universität Münster (Foto: WWU/M. Heine)

Münster (mfm/mew) - Pro Tag schlägt unser Herz rund 100.000 Mal, um unseren Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Ähnlich wie ein Orchester vermag es diese Leistung nur dann zu erbringen, wenn alle Zellen im selben Takt schlagen. Gelingt das nicht, kann Vorhofflimmern entstehen – eine Herzrhythmusstörung, an der allein in Deutschland zwei Millionen Menschen leiden. Forschende des in Münster ansässigen „Kompetenznetzes Vorhofflimmern“ (AFNET) konnten bereits 2020 nachweisen, dass eine „frühe rhythmuserhaltende Therapie“ das Risiko für schwere Komplikationen bei Vorhofflimmern deutlich senken kann. Eine weitere AFNET-Studie, veröffentlicht im European Heart Journal, zeigt nun den Grund dafür auf: Insbesondere der Erhalt des sogenannten Sinusrhythmus ist ausschlaggebend für den Erfolg der Therapie.

Im gesunden Herz sorgt der Sinusknoten als Taktgeber für einen geregelten Rhythmus („Sinusrhythmus“), mit dem das Herz schlägt. Bei Vorhofflimmern kommt es stattdessen zu einer unkontrollierten Erregung des Herzvorhofs, die oft zunächst ohne Symptome bleibt. Unbehandelt kann dies allerdings häufig zu schweren Komplikationen wie einem Schlaganfall führen. Als Standardtherapie werden bei Vorhofflimmern deshalb gerinnungshemmende und die Schlagfrequenz regulierende Medikamente verschrieben. In der „EAST-AFNET 4“-Studie von AFNET wurde anhand von rund 2.700 Patienten belegt, dass eine zusätzliche „frühe rhythmuserhaltende Therapie“ mit sogenannten Antiarrhytmika und/oder Katheterablation das Risiko von Komplikationen deutlich senken kann. Bei der Katheterablation werden Bereiche des Herzens verödet, die zu einer unkontrollierten Erregung des Herzmuskels führen.

Lars Eckardt, Medizinprofessor der Universität Münster und Direktor der münsterschen Uniklinik für Rhythmologie, erläutert: „In der aktuellen Analyse der EAST-AFNET-4-Studiendaten haben wir den Behandlungserfolg auf 14 Einflussfaktoren hin untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig: Zu 80 Prozent war der Erhalt des Sinusrhythmus in den ersten zwölf Monaten für die Risikoreduktion ausschlaggebend.“ Die Empfehlung des Kardiologen auf Basis dieser Ergebnisse lautet daher: „Behandelnde sollten bei Vorhofflimmern frühzeitig versuchen, den Sinusrhythmus wiederherzustellen.“ Die Datenanalyse offenbart auch: Blieb das Vorhofflimmern bestehen, konnte die frühe rhythmuserhaltende Therapie keine weiteren kardiovaskulären Komplikationen verhindern.

Co-Autorin der Studie ist Susanne Sehner von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE). Schon die Forschungsarbeit von 2020 wurde unter anderem in Kooperation mit dem UKE durchgeführt. Gefördert wurde die aktuelle Studie neben dem AFNET durch das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung, die European Heart Rhythm Association, die Deutsche Herzstiftung und weitere Einrichtungen.

PubMed-Link zur Studie

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