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Als Kind geschlagen - später Depression? Strenge Erziehung verankert vermutlich erhöhtes Risiko in DNA

Dr. Evelien Van Assche und Prof. Bernhard Baune vor der Klinik für Psychische Gesundheit der Uniklinik Münster (Foto: WWU/E. Wibberg)

Münster (mfm/mew) – Seit fast einem Vierteljahrhundert ist das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung bereits im Gesetzbuch verankert. Trotzdem leiden noch immer viele Kinder unter der übermäßigen Strenge ihrer Eltern. Neue Erkenntnisse zeigen, dass eine solche Erziehung die Art und Weise verändern kann, wie der Körper die DNA der Kinder liest. Diese Veränderungen können sich in der DNA verankern - was das Risiko für eine Depression im späteren Leben erhöhen kann. Diese Studienergebnisse wurden von Dr. Evelien Van Assche, Ärztin und Forscherin der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, auf dem europäischen Kongress für Neuropsychopharmakologie in Wien vorgestellt.

Die Medizinerin, tätig an der Uniklinik für Psychische Gesundheit (Direktor: Prof. Bernhard Baune), leitete die Studie während ihrer Zeit an der Universität Leuven in Belgien. Für das Forschungsprojekt wählten die Betreuenden 21 Jugendliche aus, die über eine gute und 23, die über eine strenge Erziehung berichteten. Unter die Definition einer „strengen“ Erziehung fielen beispielsweise manipulatives Verhalten und körperliche Bestrafung. Die Forschenden untersuchten im nächsten Schritt die Bandbreite der Methylierung an mehr als 450.000 Stellen in der DNA der Probanden und stellten fest, dass diese bei denjenigen Personen, die über eine strenge Erziehung berichteten, deutlich erhöht war. Bei Methylierungen handelt es sich um einen normalen Prozess, der quasi die Funktion eines „Ein- und Ausschalters“ für Gene hat. Wird das Gen durch die Methylierung ein- oder ausgeschaltet, kann sich das zum Beispiel auf die von ihm produzierte Menge an Proteinen auswirken, ohne dass die DNA selbst verändert wird.

Erhöhte Methylierungsvariationen werden in der Forschung mit Depressionen in Verbindung gebracht. Dr. Van Assche erläutert: „Wir stützen unseren Ansatz auf frühere Arbeiten mit eineiigen Zwillingen. Zwei unabhängige Gruppen fanden heraus, dass der Zwilling, bei dem eine schwere Depression diagnostiziert wurde, bei den meisten dieser Hunderttausende von Datenpunkten eine größere Bandbreite an DNA-Methylierung aufwies als der gesunde“.

Die Expertin fährt fort: „Diejenigen, die über eine strengere Erziehung berichteten, zeigten eine Tendenz zu Depressionen und wir gehen davon aus, dass diese Tendenz durch eine erhöhte Methylierungsvariation in ihre DNA ‚eingebrannt‘ wurde.  Im nächsten Schritt wollen wir herausfinden, ob wir den Kreislauf schließen können, indem wir eine Verbindung zu einer späteren Depressionsdiagnose herstellen. Vielleicht kann in Zukunft die erhöhte Methylierungsvariation als Marker verwendet werden, um schon im Voraus zu erkennen, wer aufgrund seiner Erziehung ein höheres Risiko hat, eine Depression zu entwickeln.“ Van Assche sieht noch weitere mögliche Anwendungsbereiche: „In der aktuellen Studie untersuchten wir die Rolle von strenger Erziehung, aber es ist wahrscheinlich, dass jeder signifikante Stress zu solchen Veränderungen in der DNA-Methylierung führt.“ Im Allgemeinen, so die Medizinerin, könnten somit Belastungen in der Kindheit zu einer Neigung zu Depressionen im späteren Leben führen. „Diese Ergebnisse müssen jedoch noch in einer größeren Stichprobe bestätigt werden.“

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