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Seit 2009 der T-Zelle auf der Spur: Prof. Nicholas Schwab erhält Sobek-Nachwuchsförderpreis für MS-Forschung

Prof. Nicholas Schwab bei der Preisübergabe (Foto: AMSEL)

Münster (mfm/lt) - Verdächtige einkreisen, beobachten und dingfest machen – die Arbeit von Prof. Nicholas Schwab ähnelt der eines Kriminalisten. Die gesuchten Übeltäter sind für Ausbruch und Fortschreiten der Multiplen Sklerose (MS) verantwortlich, behindern oder erschweren den Therapieprozess. Schwabs Forschung trägt maßgeblich dazu bei, die Krankheitsprozesse der MS zu entschlüsseln. Für diese Leistung erhält der 37-jährige Wissenschaftler der Universität Münster den mit 15.000 Euro dotierten Sobek-Nachwuchspreis der Aktion Multiple Sklerose Erkrankter (AMSEL).

Schwab untersucht die MS von ganz unterschiedlichen Seiten, doch ein Verdächtiger gerät fast immer ins Visier: Die T-Zelle und ihre Rezeptoren, mit denen sie ihr Ziel erkennt. Sie analysiert Schwab schon seit seiner Dissertation 2009. Im Folgejahr wechselte der Neuroimmunologe nach Münster und ist dort heute als Professor an der Uniklinik für Neurologie und dem Institut für Translationale Neurologie tätig.

Schwab und die von ihm geleitete Arbeitsgruppe konzentrieren sich auf drei zentrale Fragen. Die erste: Wie überwinden T-Zellen die Blut-Hirn-Schranke? Dieser Schritt ist zentral, damit die MS fortschreitet und wird deshalb von einigen Medikamenten unterbunden – darunter der hochwirksame Antikörper Natalizumab. Schwab fand heraus: In manchen Fällen können T-Zellen auch während der Natalizumab-Therapie ins zentrale Nervensystem (ZNS) eindringen. Auch kann die Therapie in seltenen Fällen zu einer Virusinfektion des Gehirns führen: der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML). Entscheidend dafür sind Moleküle, die an der Oberfläche der T-Zellen haften. Schwab und Kollegen zeigten, dass das Risiko für eine PML bei Natalizumab-Patienten steigt, wenn das Molekül L-Selektin auf T-Zellen fehlt.

Die zweite Frage lautet: Warum wollen T-Zellen ins Gehirn von MS Patienten eindringen und wie kann ihre „kriminelle“ Energie in umgeleitet werden? Das Sonnenlicht kann hier eine zentrale Rolle spielen: UV-Strahlung kann über die Haut im Immunsystem einen komplexen Prozess anregen, der die schädliche Autoimmunreaktion im ZNS eindämmt. Für die Entdeckung dieser Achse zwischen Haut und ZNS erhielt der Neuroimmunologe zusammen mit seiner damaligen Doktorandin Dr. Johanna Breuer 2015 den Helmut-Bauer-Nachwuchspreis der Deutschen MS-Gesellschaft.

Des Weiteren will der Neuroimmunologe wissen: Warum erkranken Frauen häufiger als Männer an Autoimmunerkrankungen wie MS? Mit Dr. Tilman Schneider-Hohendorf aus seiner Arbeitsgruppe fand er heraus: Bei gleichem genetischen Hintergrund entwickelt sich die Gesamtheit der T-Zell-Rezeptoren von Frauen und Männern unterschiedlich. Frauen sind umfassender vor Infekten geschützt. Doch gerade, weil ihr Immunsystem so gut arbeitet, besteht die Gefahr, dass es überreagiert und körpereigene Strukturen angreift. Bei Männern ist es umgekehrt und sie weisen dadurch Lücken in der Immunität auf. Für diese Erkenntnis analysierte die Schwab-Gruppe Kohorten- und Datensätze aus der ganzen Welt. Dieser internationale Ansatz ist nach Ansicht der Preisjury zukunftsweisend.

Der Sobek-Nachwuchspreis wird jährlich von der Roman-, Marga-und-Mareille-Sobek-Stiftung ausgeschrieben. Er wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband sowie dem Landesverband Baden-Württemberg der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft vergeben. Er würdigt die herausragende Leistung eines jüngeren Wissenschaftlers im Bereich der Multiplen Sklerose und der benachbarten Wissenschaften.

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