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"Netzwerken ist bereits früh in der Karriere wichtig": Konferenz für Frauen in der Wissenschaft
Münster (upm) - Frauen sind im deutschen Wissenschaftssystem auf den höheren Qualifikationsebenen relativ selten vertreten. An den Schnittstellen zwischen Hochschulabschluss und Promotion sowie Promotion und Habilitation scheiden viele Frauen aus der Wissenschaft aus. Die Förderung von Wissenschaftlerinnen ist daher ein zentrales Ziel der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Am 26. und 27. November bietet die „Women in Science Network Conference“ Wissenschaftlerinnen eine Plattform, um ihre Forschungsarbeiten vorzustellen und Netzwerke zu knüpfen. Die Immunologin Prof. Dr. Karin Loser, Mitorganisatorin der Tagung, berichtet im Interview mit Kathrin Kottke über die Herausforderungen für Frauen in der Wissenschaft und die Bedeutung von Netzwerkveranstaltungen für Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Sie haben Biologie studiert und sich nach Ihrer Doktorarbeit auf Immunologie und Entzündungsreaktionen der Haut spezialisiert. Haben Sie in Ihrem beruflichen Werdegang Benachteiligungen oder Diskriminierungen aufgrund Ihres Geschlechts erfahren?
Nein, ich habe keine direkten Diskriminierungen erfahren. Allerdings habe ich auf den „Women in Science Network Conferences“ der vergangenen beiden Jahre gehört, dass viele und insbesondere junge Nachwuchswissenschaftlerinnen über Diskriminierungen berichten. Vor allem wenn es um Rückendeckung am Arbeitsplatz während der Schwangerschaft geht, besteht ein großer Nachholbedarf. Doktorandinnen berichteten, dass sie lediglich Drei-Monats-Verträge erhalten hätten. Zudem klagten sie über mangelnde Unterstützung bei der Kinderbetreuung, fehlende Hilfe bei der Laborarbeit während der Schwangerschaft und des Mutterschutzes sowie über keine oder nur wenige Coaching-Angebote an den jeweiligen Institutionen. Daher habe ich mich sehr gerne bereit erklärt, die dritte von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte „Women in Science Network Conference“ zu organisieren.
Welche Karrieretipps haben Sie für Nachwuchswissenschaftlerinnen?
Meiner Erfahrung nach ist der Aufbau eines Netzwerks bereits in einer frühen Phase in der Karriere wichtig. Ein solches Netzwerk fördert den Austausch mit Expertinnen und unterstützt Forschungskooperationen. Auch die Teilnahme an einem Karriere-Mentoring, um Wissen generationen- und fachübergreifend weiterzugeben, stärkt den Werdegang junger Akademikerinnen maßgeblich.
Wie profitieren Nachwuchswissenschaftlerinnen von der „Women in Science Network Conference“?
Wir zeigen den jungen Wissenschaftlerinnen vielfältige Karriere-Optionen auf und bieten eine Plattform für den Aufbau eines interdisziplinären Netzwerks. Sie können zusätzlich viel von den erfahrenen Kolleginnen für ihre eigene berufliche Laufbahn lernen. Dementsprechend haben wir bei der Planung der „Women in Science Network Conference“ Wert darauf gelegt, Sprecherinnen aus unterschiedlichen Bereichen einzuladen, die über ihre Erfahrungen beim Karrierestart, mögliche Stolpersteine sowie Management- und Führungskompetenzen innerhalb und außerhalb der Universität berichten. Daneben bilden fachliche Inhalte aus der Infektionsforschung und Immunologie einen wesentlichen Schwerpunkt der Veranstaltung. Wissenschaftlerinnen aus ganz Deutschland werden ihre jeweiligen Forschungsverbünde und die dazugehörigen Arbeitsinhalte präsentieren.
Zur Person:
Prof. Dr. Karin Loser ist Leiterin des Bereichs „Experimentelle Dermatologie und Immunbiologie der Haut“ der Uniklinik für Hautkrankheiten und Projektleiterin im Exzellenzcluster „Cells in Motion“ der WWU. In ihrer Forschung untersucht sie immunologische Prozesse, die bei Entzündungs- oder Autoimmunkrankheiten eine Rolle spielen, zum Beispiel bei der Bekämpfung von Infektionen oder der Steuerung des Tumorwachstums. Für diese Prozesse sind nicht nur die Zellen des Immunsystems wichtig, sondern es muss eine Kommunikation der Immunzellen mit verschiedenen anderen Zellen im Körper stattfinden. Daher beschäftigt sich Karin Loser mit den Wechselwirkungen zwischen Zellen innerhalb des Körpers, die der Krankheitsentstehung zugrunde liegen. Mit ihren Forschungsarbeiten trägt sie zum besseren Verständnis der Entstehungsmechanismen von Krankheiten und deren charakteristischen Erscheinungsbildern bei. Darüber hinaus liefert sie Ideen für die Entwicklung neuer und individualisierter therapeutischer Konzepte.
Zur Veranstaltung:
Neben wissenschaftlichen englischsprachigen Vorträgen zum Thema "Decision Making in Infection and Immunity" bietet die „Women in Science Network Conference“ am 26. und 27. November Vorträge zu Karrierewegen sowie Networking-Möglichkeiten für Wissenschaftlerinnen. Die Veranstaltung findet statt im Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Röntgenstraße 20, Münster. Das Rahmenprogramm mit einem wissenschaftlichen „Speed Dating“ und „DJane Doro“ beginnt am Montag, 26. November.