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Jubiläum: Die Ethik-Kommission bringt seit 40 Jahren Patientenschutz und Forschungsfreiheit in Einklang
Münster (upm/wl) - Die Ethik-Kommission der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster feiert im November 40-jähriges Bestehen. Der Vorsitzende Prof. Wolfgang Berdel gibt im Interview mit Julia Harth Einblicke in die Arbeit.
Wie würden Sie die Besonderheiten der Ethik-Kommission Münster charakterisieren?
Die Ethik-Kommission Münster ist eine der ältesten in der Bundesrepublik und zählt heute zu den Kommissionen, die die meisten Anträge pro Jahr bearbeiten. Allein im Jahr 2017 haben wir über 700 Neuanträge gesehen. Mit unseren Entscheidungen haben wir im vergangenen Jahr die Aufnahme von über 150.000 Patienten und Probanden in Studien begleitet. Unsere Ethik-Kommission wurde 1978 von der Medizinischen Fakultät und der Ärztekammer gemeinsam gegründet und gehört seitdem zu den wenigen, die Forschungsansätze sowohl aus der Universität als auch aus dem ganzen Kammerbereich sehen. Diese Bandbreite spiegelt sich in der Vielfalt der eingehenden Forschungsvorhaben – das Arbeitsspektrum reicht so von großen Arzneimittel-Studien über Versorgungsforschung bis in die wissenschaftliche Grundlagenforschung.
Für welche Bereiche an der Universität war die Arbeit der Ethik-Kommission in der Vergangenheit von besonderer Bedeutung?
Traditionell kommen die meisten Anträge aus der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. Zunehmend beraten wir allerdings auch Anträge aus anderen Bereichen, zum Beispiel aus den Sozialwissenschaften. Die Möglichkeit, unsere Beratung in Anspruch zu nehmen, steht allen Fachbereichen der WWU offen, wir haben in den letzten Jahren unsere Expertise in mehreren Fächern weiter ausgebaut. Und natürlich bearbeiten wir Anträge aus ganz unterschiedlichen Institutionen im gesamten Kammergebiet Westfalen-Lippe.
Welche Schwerpunkte sehen Sie in der zukünftigen Arbeit?
Die demnächst geltende neue EU-Verordnung im Bereich der Arzneimittelstudien fordert kürzere Bearbeitungsfristen und neue Wege der Zusammenarbeit mit den Bundesoberbehörden. Die Ethik-Kommission mit ihren Arbeitsabläufen so aufzustellen, dass diese Anforderungen gut erfüllt werden, ist eine wichtige Aufgabe. Auch angesichts von Fakultätsneugründungen und Reorganisationen von Universitätsstrukturen im Kammergebiet wollen wir uns Antragsstellern als erfahrene und gut arbeitende Partner in der Studienberatung und -bewertung anbieten, die die Ziele der Forscher ebenso im Blick haben wie den Schutz von Patienten und Probanden.
Hintergrund: Ethik-Kommission
Die Ethik-Kommission der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Westfälischen Wilhelms-Universität ist ein interdisziplinäres Expertengremium aus rund 100 Ärzten, Juristen, Ethikern, Pharmakologen, Apothekern, Biometrikern, Patientenvertretern und anderen Fachleuten. Ihre Aufgabe ist es, durch unabhängige Prüfung sicherzustellen, dass die Sicherheit und die Rechte von Studienteilnehmern gewahrt sind – im Bereich der medizinischen sowie der nicht-medizinischen Forschung am Menschen.
Mit ihrer präventiven Kontrolle und Beratung schützt die Ethik-Kommission zugleich die verantwortlichen Wissenschaftler vor rechtlich und ethisch bedenklichen Forschungsansätzen. Sie berät zur wissenschaftlichen Qualität der Forschung, fördert die Transparenz klinischer Forschung in der Öffentlichkeit und verfolgt dabei als oberstes Ziel, Patientenschutz und Forschungsfreiheit in Einklang bringen. Nach bundesgesetzlichen Vorgaben ist die Ethik-Kommission beispielsweise auch in die klinische Prüfung von Arzneimitteln oder Medizinprodukten eingebunden.
Die Ethik-Kommission feiert ihr 40-jähriges Bestehen am Dienstag, 27. November, ab 16 Uhr mit einem Symposium im Haus der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Gartenstraße 210-214. Unter dem Titel „Aus der Praxis in die Wissenschaft und zurück: Wie aus Heilversuchen klinische Studien werden“ gibt es mehrere Grußworte und Vorträge. Gäste sind willkommen.