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Gegen Pilzinfektionen bei Krebs- und Intensivpatienten: Promotionspreis für Forschung zur Medikamentenwirksamkeit
Münster (mfm/ps) – Keine Stelle unseres Körpers ist keimfrei: Haut und Schleimhäute werden von Bakterien und Pilzen besiedelt, die mit dem Menschen in Symbiose leben. Doch ist das Immunsystem stark geschwächt, können diese „Gäste“ ungehindert in den Körper eindringen und lebensbedrohliche Infektionen verursachen. Die Pharmazeutin Dr. Silke Gastine erforscht gemeinsam mit der infektiologischen Forschungsabteilung der Kinderonkologie des Universitätsklinikums Münster, wie Medikamente gegen invasive Pilzinfektionen bei krebskranken Kindern und Patienten auf der Intensivstation wirksamer eingesetzt werden können. Hierfür wurde sie jetzt in Wien mit dem Promotionspreis der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie ausgezeichnet, der mit 1.000 Euro dotiert ist.
Jedes Medikament ist nur in bestimmten Konzentrationen im Körper wirksam. Wie hoch die notwendige Dosis bei ansonsten gesunden Patienten sein muss, sagt der Beipackzettel. Doch auf ein krebskrankes Kindes oder einen intensivmedizinisch behandelten Patienten lassen sich diese Angaben oft nicht übertragen: „Ein ausgeprägter Krankheitszustand, andere Arzneimittel und Störungen von Leber- und Nierenfunktion können die Konzentrationen eines Medikaments am Wirkort deutlich beeinträchtigen“, sagt Prof. Andreas Groll, leitender Oberarzt der Kinderonkologie und Betreuer der Forschungsarbeit.
Bei drei Medikamenten gegen Pilzinfektionen untersuchte Dr. Gastine, welche Faktoren die Konzentration des Wirkstoffes im Körper beeinflussen. Mithilfe dieser Daten erstellte die Pharmazeutin ein computergestütztes Modell, mit dem die biochemischen Vorgänge im Körper der Patienten simuliert werden können. So kann der Konzentrationsverlauf des Medikaments bei unterschiedlichen Dosierungen individuell ermittelt werden, ohne das Medikament tatsächlich verabreichen zu müssen. „Mit diesen Erkenntnissen können wir künftig eine individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmte Dosierung erreichen“, fasst Dr. Silke Gastine den klinischen Nutzen ihrer Forschung zusammen.
Der Promotionspreis der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie wird jährlich an Arbeiten verliehen, die einen herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung der antiinfektiösen Chemotherapie leisten.