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Was Heißhunger mit Depression zu tun haben kann: Bahnbrechende Studie identifiziert 44 Gen-Faktoren für psychische Erkrankungen

Die münstersche BiDirect-Studie – hier das Erstgespräch mit einer Teilnehmerin – steuerte wichtige Daten zu der aktuellen Publikation in der „Nature Genetics“ bei (Foto: FZ)

Münster (mfm/jr) – Es war eine wissenschaftliche Mammutaufgabe - an deren Ende wegweisende Erkenntnisse stehen: Mehr als 200 Forscher untersuchten in der weltweit größten Studie dieser Art den Zusammenhang zwischen genetischen Faktoren und psychischen Störungen. Dabei identifizierten die Wissenschaftler 44 verschiedene Genvarianten, die das Risiko für den Ausbruch einer Depression erheblich beeinflussen. Die nun in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Genetics“ veröffentlichten Erkenntnisse wecken neue Hoffnungen auf eine bessere Behandlung von rund 300 Millionen Betroffenen weltweit. Teil der beispiellosen Kooperation war auch ein vierköpfiges Team der Universität Münster.

Unabhängig von äußeren Einflüssen, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren, verfügt jeder Mensch bereits von Geburt an über ein gewisses genetisch-bedingtes Risiko, an schweren psychischen Störungen wie Depressionen zu erkranken. Doch welche unserer genetischen Wurzeln sind es, die dem Ausbruch einer schweren depressiven Erkrankung zugrunde liegen? Um diese Frage angesichts der komplexen DNA-Struktur zu entschlüsseln, untersuchten Forscher auf der ganzen Welt mehr als 135.000 Menschen mit Depressionen und verglichen anschließend deren Genetik mit der von fast 345.000 psychisch gesunden Kontrollpersonen. Im Ergebnis identifizierten die beteiligten Wissenschaftler 44 genetische Varianten, die unmittelbar mit einer schweren Depression in Verbindung stehen, indem sie wie eine Art biologischer Treiber fungieren.

Während 14 dieser sogenannten „loci“ bereits in früheren Arbeiten aufgetaucht sind, wurde 30 der Genvarianten bislang noch kein Einfluss zugeschrieben, sodass sich die Zahl der bekannten Genregionen, die mit Depressionen im Zusammenhang stehen, auf einen Schlag verdreifacht hat. „Dies ist mit Sicherheit eine für die nächsten Jahre wegweisenden Arbeiten in der Depressionsforschung“, betont Prof. Udo Dannlowski. Der Leitende Oberarzt der münsterschen Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie war gemeinsam mit Klinikdirektor Prof. Volker Arolt sowie Prof. Klaus Berger und Dr. Henning Teismann aus dem Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin einer der mitwirkenden Forscher aus Münster. Mit gleich zwei unabhängig voneinander durchgeführten Kohortenstudien konnte die Medizinische Fakultät der Universität Münster in erheblichem Umfang zu den neu gewonnenen Ergebnissen beitragen. Neben der Depressionskohorte aus Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie wurden auch wichtige Erkenntnisse aus der „BiDirect“-Studie eingebracht, bei der die Zusammenhänge zwischen Gefäßverkalkungen und psychischer Stimmungslage erforscht werden.

Durch die weltweit zusammengetragenen Ergebnisse erhoffen sich Wissenschaftler nun ein besseres Verständnis darüber, warum die Erkrankung trotz ähnlicher Lebensumstände bei manchen Menschen auftritt und bei manchen nicht. Beispielsweise fanden die Forscher unter den 44 genetischen Varianten auch mehrere, die für andere psychische Störungen wie Angst oder Schizophrenie bedeutsam sind und solche, die zu einem hohen Body-Mass-Index beitragen. Das bedeutet: Genetische Faktoren, die eine Fettleibigkeit begünstigen, bringen zugleich ein erhöhtes Risiko für Depressionen mit sich. „Diese und andere wichtige Ergebnisse werden die Sichtweise auf das Krankheitsbild Depression und seine Einzelsymptome verändern und deshalb auch häufig zitiert werden“, freut sich auch Institutsdirektor Prof. Klaus Berger über den Erfolg der globalen Forschungskooperation.

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