Das Füße hochlegen ist vorerst verschoben: Prof. Werner Neugebauer bleibt seinen Patienten auch als Rentner treu
Münster (mfm/ps) – Nach 40 Jahren als Arzt und 22 als Chefarzt einer großen chirurgischen Klinik plötzlich aufhören? Für Prof. Werner Neugebauer keine Option: „Ich wollte mein Wissen weiterhin weiter einsetzen und den Menschen meiner Region helfen.“ Daher entschied sich der onkologische Chirurg schon während der letzten Jahre seiner Chefarzttätigkeit in Flensburg, ein Beratungsangebot für Krebspatienten aufzubauen. Die fachlichen Grundlagen dafür legte ein Medizinstudium in der Münster – wo man ihn gelegentlich auch heute noch trifft.Die Diagnose Krebs bedeutet für Betroffene einen schweren Schock, der das gewohnte Leben jäh unterbricht und existenzielle Fragen aufkommen lässt. Um diesen Menschen Gesprächsmöglichkeiten zu bieten, eröffnete Werner Neugebauer 2008 in Absprache mit der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft und dem Tumorzentrum Flensburg-Schleswig-Nordfriesland die Krebsberatungsstelle Flensburg. Die Notwendigkeit eines solchen Angebotes sieht er vor allem neben der eigentlichen Krebsbehandlung: „Auch wenn die Medizin große Fortschritte gemacht hat, bleibt immer noch zu wenig Zeit für die Hilfe bei psychischen Belastungen und eine ausreichende Nachsorge“. Entsprechend lautet auch das Motto der Beratung „Ja zum Leben“. Die Erkrankten und ihre Angehörigen sollen wieder einen Weg finden, das Leben aktiv zu anzunehmen und zu genießen. Er hilft ihnen durch depressive Phasen, zeigt Wege aus der Angst und gibt Ratschläge zu Therapiemöglichkeiten. „Dabei lege ich großen Wert darauf, unabhängig zu den einzelnen Krankheitsbildern und den empfohlenen Therapien Stellung zu nehmen und die Patienten zu unterstützen“, betont Werner Neugebauer, der eng mit den behandelnden Ärzten zusammenarbeitet und nötigenfalls den Kontakt zu professionellen Psychologen herstellt. „Auf diese Weise kann ich den Menschen meiner Region wieder etwas zurückgeben“, hält der sechsfache Familienvater fest, der seit 1986 seinen Lebensmittelpunkt in Flensburg hat. Geboren wurde er jedoch in einer ganz anderen Region. Seine Wurzeln liegen im Sudetenland, in Gablonz an der Neisse. 1953 siedelte die Familie nach Münster über, wo er seine Jugend und Studienzeit verbrachte. Aus diesem Grund fühlt sich Werner Neugebauer auch heute noch bei jedem Besuch in der Westfalenmetropole heimisch. Auch wenn er sich nach seinem Studium und den Zwischenstationen in Lünen und Tübingen in Flensburg niederließ, riss der Kontakt zu Münster nie ab. Über seine Handballkollegen aus Schul- und Studienzeit und seine zweitälteste Tochter, die bis vor kurzem an der Westfälischen Wilhelms-Universität studierte, pflegt er die Beziehung zu seiner Heimatstadt. „Wenn ich meine Tochter besuche, nutze ich die Gelegenheit, mich mit den Handballfreunden zu treffen und die Tage bei Stuhlmacher am Prinzipalmarkt oder mit Spaziergängen am Aasee zu genießen.“ Während solcher Ausflüge findet der mittlerweile 74jährige Entspannung von seiner manchmal kräftezehrenden Arbeit. „Bei einer solchen Tätigkeit muss immer genügend Zeit für ausgleichende Aktivitäten bleiben”, betont Werner Neugebauer, der sich vor allem für Tennis und Radtouren begeistert. Mindestens einmal im Jahr zieht es ihn jedoch in die Ferne. Dann unternimmt er mit seiner Familie ausgedehnte Urlaubsreisen in manchmal entlegene Regionen wie Indien oder Namibia. Ob und wann er sich aber ganz den schönen Seiten des Lebens zuwenden und aus dem Arbeitsleben zurückziehen wird, weiß Werner Neugebauer noch nicht. Fest steht für ihn momentan nur eines, nämlich dass er noch für einige weitere Jahre den Menschen seiner Region mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte.(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Die Hinweise stammen aus dem Absolventenregister von MedAlum.)