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Salz aufs Ei oder besser doch nicht? Erster Schnelltest „to go“ zeigt individuelle Empfindlichkeit für den Bluthochdruck-Faktor Nr. 1

Nach fünf Jahren intensiver Forschung freut sich Prof. Hans Oberleithner, dass aus seiner Idee ein alltagstauglicher Salzbluttest geworden ist (Foto: FZ/Marschalkowski)

Münster (mfm/jr) – Blutdruckmessgerät, Schwangerschaftstest, Fieberthermometer: Dinge, die aus privaten Haushalten längst nicht mehr wegzudenken sind. Künftig könnte auch „SBT-mini“ fester Bestandteil der heimischen Apotheke werden: Mit diesem Selbsttest, entwickelt an der Universität Münster, lässt sich schnell und einfach die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Kochsalz ermitteln und damit falscher Ernährung gegensteuern. Für Arztpraxen ist der Selbsttest „zum Mitnehmen“ nach über fünf Jahren Entwicklungszeit bereits erhältlich – künftig sollen ihn auch Privatleute erwerben können.
Vier kurze Arbeitsschritte erwarten den Anwender - rund fünf Minuten Aufwand, dazu nicht einmal 20 Euro für eine wichtige Erkenntnis: Wie hoch ist meine Salzempfindlichkeit? „Das ist ein Wert, den man kennen sollte“, sagt Prof. Hans Oberleithner. Der langjährige Direktor des Institutes für Physiologie II der Universität Münster gilt als einer führenden Experten für Kochsalz und dessen Einfluss auf den Körper. Ein halbes Jahrzehnt arbeitete er an der Zuverlässigkeit des Tests und daran, dessen Handhabung laientauglich zu machen. „Menschen reagieren unterschiedlich auf Salz“, erläutert der Fachphysiologe - und ergänzt: „Die gute Nachricht dabei ist: Die individuelle Salzempfindlichkeit lässt sich beeinflussen“. In „SBT-mini“ sieht er daher vor allem ein Instrument zur Prävention.
Gemessen wird anhand einer kleinen Blutprobe aus der Fingerspitze: Das mit einer Minivette entnommene Kapillarblut wird einfach in eine Natriumlösung gegeben und nach Schütteln in einen Halter gestellt. Der Rest ist Warten: „Nach 60 Minuten hat man das Ergebnis“, sagt der 66-Jährige. Das Funktionsprinzip ist so simpel wie genial. Als Gradmesser für die Salzsensitivität dient die Glykokalyx, ein schleimartiger Film, der sowohl die roten Blutkörperchen umgibt als auch sämtliche Gefäßinnenwände auskleidet. Die negativ geladene Glykokalyx ist in der Lage, Natriumionen aus Kochsalz zu binden. Bei hoher Salzsensitivität jedoch gibt es zu wenige Bindungsstellen für die positiv geladenen Natriumionen, die über eine salzreiche Nahrung ständig in den Körper gelangen. „Dieser Vorgang ist anhand der Entnahme von roten Blutkörperchen nachweisbar“, erklärt Oberleithner.
Die individuelle Salzsensitivität kann – ähnlich wie die Körpertemperatur beim Fiebermessen – auf einer Skala abgelesen werden. Eine besondere Empfindlichkeit liegt vor, wenn das Testergebnis 20 Prozent oder mehr über der Norm liegt. Je höher der Wert, umso empfindlicher reagiert das Individuum auf salzreiche Lebensmittel. Etwa jeder Dritte lagert zu viel Salz ein - mit teils schwerwiegenden Folgen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Besonders tückisch: Rund 80 Prozent der konsumierten Salzmenge versteckt sich in Lebensmitteln – oft in solchen, in denen es der Käufer nicht erwartet. Mit dem innovativen Testverfahren aus Münster lassen sich vorbeugende Maßnahmen einleiten, noch bevor es zu Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System kommt. Der Erfolg, etwa einer salzreduzierten Ernährungsumstellung, lässt sich mit einem erneuten Test unmittelbar nachprüfen: „Wenn Patienten morgens nur noch einen statt drei Blutdrucksenker einnehmen müssen, wird der Effekt für sie direkt erlebbar“, so Oberleithner.
Einen Partner für die Umsetzung seiner Idee hat der gebürtige Österreicher in seiner Heimat gefunden – auch dank der Vermittlung durch das Patentbüro der Medizinischen Fakultät der Universität Münster: Clinic Invent stellte den Kontakt zur Care diagnostica GmbH in Wien her, die „SBT-mini“ nun an ihrem deutschen Standort in Voerde produziert. „Die Innovation passte gut in das Portfolio unseres Unternehmens, denn als Hersteller und Distributor von Laborreagenzien für den Krankenhausbedarf bieten wir bereits ähnliche Produkte an, wie Schwangerschaftstests und Glukosemessgeräte“, freut sich Heinz Faure, Geschäftsführer von Care diagnostica über die Kooperation. Derzeit warten die Partner auf die Zertifizierung des Produkts, die dann einen Vertrieb über Arztpraxen hinaus ermöglichen würde.
Für Oberleithner ist das Zusammenspiel von Entwicklung, Verwertung und praktischer Anwendung einer Innovation ein „wunderbares Beispiel dafür, was Universitätsmedizin leisten kann und sollte“. Die Markteinführung von "SBT-mini“ markiert zugleich den Abschluss seiner wissenschaftlichen Laufbahn: Mitte 2015 ging der vormalige Institutsdirektor in den Ruhestand. „Dass nach so vielen Jahren Arbeit die Idee zur Realität werden konnte, ist in meinem Forscherleben das Salz in der Suppe“, lacht Oberleithner.

Video zur Funktionsweise und Anwendung von „SBT-mini":
https://campus.uni-muenster.de/fileadmin/einrichtung/physiologie2/allgemein/SBT-mini.mp4

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