Diagnose „Taubenvirus“: Dr. Klaus Giesbert ist als Züchter so erfolgreich wie als Augenarzt
Münster (mfm/kd) – „Die Brieftaube ist das Rennpferd des kleinen Mannes“, sagt Klaus Giesbert. Er betreibt sein Hobby seit Kindestagen, ist aktuell Herr über 160 gefiederte Schlagbewohner und gehört mit ihnen zu den erfolgreichsten Züchtern des Ruhrgebiets. Das ist nicht ungewöhnlich für einen Dortmunder – wohl aber für einen Akademiker und Mediziner mit Doktortitel, der 37 Jahre lang eine florierende Augenarztpraxis leitete. Die Basis für sein Hobby liegt im Pott, die für seinen Beruf an der Universität Münster.
Der heute 70-Jährige ist in einer der Hochburgen des Brieftaubensports aufgewachsen. „Die Tagelöhner und Bergleute aus der Nachbarschaft betrieben diesen Sport als Freizeitvertreib und so wurde ich als kleiner Junge darauf aufmerksam“, erinnert sich der frühere Augenarzt. Was Giesbert an diesem heute wieder modern gewordenen Sport fasziniert? Da muss er nicht lange überlegen: „Die Heimattreue der Tauben, also die Bereitschaft, hunderte von Kilometern zurückzulegen, um nach Hause zu kommen“. Lächelnd fügt er hinzu: „In Gedanken fliege ich immer ein bisschen mit“.
Vor allem der Umgang mit den Tieren und dass sie auf Menschen hören, gefällt dem vom „Taubenvirus“ Infizierten an seinem Hobby. Der 2014 als „Meister des Ruhrgebiets“ ausgezeichnete Züchter schwört auf möglichst naturnahe Haltung der Tauben – und auf gesunde Lebensweise. So steht unter anderem Preiselbeersaft auf dem täglichen Ernährungsplan, nicht ohne Kalkül: „Je wohler sich die Tauben fühlen, desto schneller fliegen sie nach Hause. Doping bringt nichts. Schließlich fliegen die Tiere freiwillig“, betont Giesbert, der sich als Ruheständler nun in Vollzeit um seine Tauben kümmern kann.
Als er noch aktiv in seiner Augenarztpraxis im Stadtteil Hombruch – sieben Kilometer von Dortmunds Zentrum entfernt – arbeitete, war der Tag straff durchorganisiert: Der durchtrainierte Leichtathlet - mit 50 Jahren wurde er zum Senioren-Westfalenmeister im über 1500 Meter Lauf gekürt - stand um fünf Uhr morgens auf und versorgte als erstes die Tauben. Nach Waldlauf und kurzem Frühstück fuhr er in die Praxis, um die morgendliche Sprechstunde zu halten. Die Mittagspause galt wiederum den Tauben. Danach kurz die Beine hochgelegt - „damit der Kreislauf wieder entlastet wird“, so Giesbert – und zurück in die Praxis, zur Nachmittags-Sprechstunde. Der Feierabend gehörte erneut den Tieren, aber auch der Ehefrau und den drei Kindern. Ein wahrer Marathon, über 30 Berufsjahre.
Seine Arbeitsdisziplin und sein Riecher für die besten Tauben wurden durch große Erfolge belohnt. Zahlreiche erste Preise und Auszeichnungen lauten auf seinen Namen. Und doch sind nicht die Pokale, die er für die Heimflüge seiner Stammtaube Frieda und der anderen Tiere bekommt, sein größter Stolz: „Die sind oft kitschig und stehen im Keller“, räumt Giesbert ein. Seine größte Anerkennung im Brieftaubensport ist persönlicher Natur und fiel in das Jahr 2014. Da erhielt der ehemalige Obmann der Dortmunder Augenärzte Besuch von einem Ehepaar aus China. Das weitgereiste Züchter-Duo war im Internet auf den mehrfachen Regionalmeister und zweifachen Ruhrgebietsmeister aufmerksam geworden. „Das Paar wollte mir meine gesamte Meistermannschaft abkaufen – und dann nach China exportieren“, berichtet Giesbert mit Stolz. In China gilt die Brieftaubenzucht als Millionärssport. „Dort wird sogar mit den Tieren gezockt“. Die Meister blieben Dortmund erhalten – die Chinesen durften sich aber immerhin über ein paar Jungtiere des Züchters freuen.
Obwohl sich Klaus Giesbert selbst als „wahres Kind des Ruhrgebiets“ beschreibt, hat er auch Münster in sehr guter Erinnerung: „Die Stadt besitzt ein spezielles Flair“. Hier hat er Medizin studiert und 1981 eine experimentelle Doktorarbeit in der Pharmakologie verfasst. Er testete die Auswirkungen chemischer Grundsubstanzen auf die Embryonen während ihrer Entwicklung. „Fehlbildungen, die durch solche Stoffe in der Schwangerschaft bei dem Embryo hervorgerufen wurden, waren damals noch weitgehend unerforscht“. Zu seiner Zeit als Student war Giesbert viel im Kuhviertel unterwegs. Gern denkt er an die gemütlichen Abende in einer der zahlreichen Kneipen zurück. Etwa Zwei Mal jährlich besucht er seine Studienstadt, aber immer nur für einige Stunden. Schließlich warten zu Hause die Tauben. Kira Dohrmann
(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Die Hinweise stammen aus dem Absolventenregister von MedAlum.)
Der heute 70-Jährige ist in einer der Hochburgen des Brieftaubensports aufgewachsen. „Die Tagelöhner und Bergleute aus der Nachbarschaft betrieben diesen Sport als Freizeitvertreib und so wurde ich als kleiner Junge darauf aufmerksam“, erinnert sich der frühere Augenarzt. Was Giesbert an diesem heute wieder modern gewordenen Sport fasziniert? Da muss er nicht lange überlegen: „Die Heimattreue der Tauben, also die Bereitschaft, hunderte von Kilometern zurückzulegen, um nach Hause zu kommen“. Lächelnd fügt er hinzu: „In Gedanken fliege ich immer ein bisschen mit“.
Vor allem der Umgang mit den Tieren und dass sie auf Menschen hören, gefällt dem vom „Taubenvirus“ Infizierten an seinem Hobby. Der 2014 als „Meister des Ruhrgebiets“ ausgezeichnete Züchter schwört auf möglichst naturnahe Haltung der Tauben – und auf gesunde Lebensweise. So steht unter anderem Preiselbeersaft auf dem täglichen Ernährungsplan, nicht ohne Kalkül: „Je wohler sich die Tauben fühlen, desto schneller fliegen sie nach Hause. Doping bringt nichts. Schließlich fliegen die Tiere freiwillig“, betont Giesbert, der sich als Ruheständler nun in Vollzeit um seine Tauben kümmern kann.
Als er noch aktiv in seiner Augenarztpraxis im Stadtteil Hombruch – sieben Kilometer von Dortmunds Zentrum entfernt – arbeitete, war der Tag straff durchorganisiert: Der durchtrainierte Leichtathlet - mit 50 Jahren wurde er zum Senioren-Westfalenmeister im über 1500 Meter Lauf gekürt - stand um fünf Uhr morgens auf und versorgte als erstes die Tauben. Nach Waldlauf und kurzem Frühstück fuhr er in die Praxis, um die morgendliche Sprechstunde zu halten. Die Mittagspause galt wiederum den Tauben. Danach kurz die Beine hochgelegt - „damit der Kreislauf wieder entlastet wird“, so Giesbert – und zurück in die Praxis, zur Nachmittags-Sprechstunde. Der Feierabend gehörte erneut den Tieren, aber auch der Ehefrau und den drei Kindern. Ein wahrer Marathon, über 30 Berufsjahre.
Seine Arbeitsdisziplin und sein Riecher für die besten Tauben wurden durch große Erfolge belohnt. Zahlreiche erste Preise und Auszeichnungen lauten auf seinen Namen. Und doch sind nicht die Pokale, die er für die Heimflüge seiner Stammtaube Frieda und der anderen Tiere bekommt, sein größter Stolz: „Die sind oft kitschig und stehen im Keller“, räumt Giesbert ein. Seine größte Anerkennung im Brieftaubensport ist persönlicher Natur und fiel in das Jahr 2014. Da erhielt der ehemalige Obmann der Dortmunder Augenärzte Besuch von einem Ehepaar aus China. Das weitgereiste Züchter-Duo war im Internet auf den mehrfachen Regionalmeister und zweifachen Ruhrgebietsmeister aufmerksam geworden. „Das Paar wollte mir meine gesamte Meistermannschaft abkaufen – und dann nach China exportieren“, berichtet Giesbert mit Stolz. In China gilt die Brieftaubenzucht als Millionärssport. „Dort wird sogar mit den Tieren gezockt“. Die Meister blieben Dortmund erhalten – die Chinesen durften sich aber immerhin über ein paar Jungtiere des Züchters freuen.
Obwohl sich Klaus Giesbert selbst als „wahres Kind des Ruhrgebiets“ beschreibt, hat er auch Münster in sehr guter Erinnerung: „Die Stadt besitzt ein spezielles Flair“. Hier hat er Medizin studiert und 1981 eine experimentelle Doktorarbeit in der Pharmakologie verfasst. Er testete die Auswirkungen chemischer Grundsubstanzen auf die Embryonen während ihrer Entwicklung. „Fehlbildungen, die durch solche Stoffe in der Schwangerschaft bei dem Embryo hervorgerufen wurden, waren damals noch weitgehend unerforscht“. Zu seiner Zeit als Student war Giesbert viel im Kuhviertel unterwegs. Gern denkt er an die gemütlichen Abende in einer der zahlreichen Kneipen zurück. Etwa Zwei Mal jährlich besucht er seine Studienstadt, aber immer nur für einige Stunden. Schließlich warten zu Hause die Tauben. Kira Dohrmann
(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Die Hinweise stammen aus dem Absolventenregister von MedAlum.)