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Der jüngste Lehrstuhlinhaber Deutschlands legte die Basis: 40 Jahre Medizinische Informatik und Biometrie in Münster

Kooperieren nicht nur bei der Jubiläumsveranstaltung: die Institutsdirektoren Prof. Andreas Faldum (l.) und Prof. Martin Dugas (Foto: FZ)

Münster (mfm/mk) – Die Informatik wird immer wichtiger – auch in der Medizin. Belegt wird dieser Trend durch die Entwicklung an der Universität Münster: 1973 entstand dort erstmals ein Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik. Die beiden daraus hervorgegangenen Einrichtungen, das Institut für Medizinische Informatik und das Institut für Biometrie und Klinische Forschung, nahmen die 40-jährige Fachgeschichte in Münster zum Anlass für eine gemeinsame Jubiläumsveranstaltung mit zwei Symposien und einem großen Festakt.
Seit Mittwoch laufen die jeweiligen Institutssymposien, an denen insgesamt etwa 140 Wissenschaftler teilnehmen. „Diese Zahl unterstreicht die steigende Bedeutung von Medizinischer Informatik und Biometrie innerhalb des Fachs Medizin“, freut sich der Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Prof. Martin Dugas. Ein Arzt verbringe heutzutage etwa ein Drittel seiner Zeit mit der Verarbeitung medizinischer Daten am Computer, so Dugas. Das entsprechende Rüstzeug liefern den angehenden Medizinern die Medizinische Informatik und die Biometrie.
Arbeitsgebiete der Medizinischen Informatik sind vor allem medizinische Datenbanken, Bioinformatik für die personalisierte Medizin und Bildverarbeitung. In der Biometrie stehen die Entwicklung und Anwendung neuer Methoden für die medizinische Forschung im Mittelpunkt. „Die Biometrie ist nicht nur für den wissenschaftlich arbeitenden Arzt wichtig, der hier die Planung und Auswertung klinischer Studien erlernt“, schildert der Leiter des Instituts für Biometrie und klinische Forschung, Prof. Andreas Faldum, die Lehrziele seines Faches. „Auch für praktizierende Ärzte ist die Fähigkeit zur Interpretation neuer medizinischer Erkenntnisse sehr bedeutsam“. Beide Institute blicken auf eine ereignisreiche und überaus erfolgreiche Vergangenheit zurück.
Die Weichen für viele bis heute wegweisende Forschungen stellte der Gründer des ersten Instituts, Prof. Friedrich Wingert. Er war bei seiner Berufung 33 Jahre alt und damit der jüngste Lehrstuhlinhaber Deutschlands. Als diplomierter Mathematiker und zugleich Professor der Medizin in beiden Fächern „zu Hause“, entwickelte Wingert beispielsweise SNOMED, die erste systematische Nomenklatur der Medizin. Diese wird heute international angewandt und enthält über 800.000 Einträge. Auch das ICD-System zur internationalen Klassifizierung von medizinischen Diagnosen und das deutsche Krebsregister wurden maßgeblich von Wingert und seinen Kollegen geprägt.
Auch der Nachfolger des früh verstorbenen Wingert, Prof. Wolfgang Köpcke, ist international renommiert und entwickelte eines der ersten Lehr- und Lernsysteme für die Biometrie, den sogenannten „Münsteraner Jumbo“. „In jüngerer Vergangenheit war das Universitätsklinikum Münster außerdem eine der ersten Kliniken in Deutschland, die ein elektronisches Informationssystem einführte“, berichtet Martin Dugas. „Maßgeblich dafür verantwortlich zeichnete Prof. Hans-Ulrich Prokosch, der von 1995 bis 2003 an dem Institut lehrte.“
Zum 40-jährigen Jubiläum wurden auf den Symposien aktuelle Entwicklungen in beiden Disziplinen diskutiert, wie die Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte und die Möglichkeiten einer effektiven, flexiblen Studienführung. Die gemeinsame Geschichte und die herausragenden Forschungen beider Fächer in Münster wurden mit einem gemeinsamen Festakt im Alexander-von-Humboldt-Haus gewürdigt, an dem etwa 100 Wissenschaftler aus ganz Europa, viele aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der beiden Institute sowie zahlreiche Vertreter der münsterschen Universitätsmedizin teilnahmen. Ein Grußwort von WWU-Prorektor Prof. Jörg Becker eröffnete die Veranstaltung.

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