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EU-weiter Kampf gegen gefährliche Keime: ANTIGONE soll das Wissen über EHEC-Erreger erweitern

Kritischer Blick in die Petrischale: Als Leiter von ANTIGONE-Projekten erforschen PD Dr. Alexander Mellmann, Prof. Helge Karch, Prof. Ulrich Dobrindt und PD Dr. Martina Bielaszewska (v.l.n.r.) die EHEC-Thematik (Foto: tw)

Münster (mfm/tw) – EU-Mittel contra Epidemien: Die Europäische Kommission hat zwölf Millionen Euro für ein auf fünf Jahre angelegtes Forschungsprojekt gegen gefährliche Keime bereitgestellt. Besonders Krankheitserreger, die zwischen Mensch und Tier übertragen werden können, sollen untersucht werden. Im Projekt mit dem Namen ANTIGONE („ANTIcipating the Global Onset of Novel Epidemics“ - Früherkennung und Verhinderung globaler Ausbrüche von neuartigen Epidemien) ist das Institut für Hygiene der Universität und des Universitätsklinikums Münster mit vier Teilprojekten vertreten – und hat bereits erste Forschungsergebnisse veröffentlicht.
„Wir untersuchen vor allem den EHEC-Stamm vom Serotyp O104:H4“, erläutert Institutsdirektor und Koordinator der münsterschen Projekte Prof. Helge Karch. Zwischen Mai und Juli 2011 erkrankten in Deutschland durch diesen EHEC mehr als 4.000 Menschen. EHEC sind eine krankheitsauslösende Form des verbreiteten und normalerweise harmlosen Darmbakteriums Escherichia coli. Karch und sein Team identifizierten als erste den genauen Erregertyp und entwickelten binnen einer Woche einen Schnelltest zum Nachweis des Bakteriums. Im ANTIGONE-Projekt arbeitet er nun weiter an der Charakterisierung von EHEC-Erregertypen, die potentielle Kandidaten für zukünftige Epidemien darstellen. Mit 750.000 Euro unterstützt die EU diese Arbeit.
Das Team um Prof. Karch setzt sich aus Privatdozent Dr. Alexander Mellmann, Professor Dr. Ulrich Dobrindt und Privatdozentin Dr. Martina Bielaszewska zusammen, die in eigenen Teilprojekten die EHEC-Thematik bearbeiten. Zusammen mit nationalen und internationalen Partnern wird unter anderem bei Wild- und Haustieren in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Spanien nach ähnlich gefährlichen Erregern gesucht. Besonders eng kooperieren die münsterschen Wissenschaftler mit Prof. Christian Menge vom Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, am Standort Jena.
Mellmanns Arbeitsgruppe analysiert Besonderheiten des Erbguts des O104:H4-Ausbruchsstamms und führt genomweite Vergleiche mit anderen EHEC-Varianten durch, um zukünftig eine Risikoabschätzung und die Entwicklung einer Risikolandkarte zu ermöglichen. Hierdurch sollen hoch pathogene Erreger schneller erkannt werden, um deren Ausbreitung zu verhindern. Er sucht gezielt nach Unterschieden zwischen EHEC-Stämmen, um herauszufinden, was diese Keime so gefährlich macht und welche Auswirkungen genetische Veränderungen auf deren Pathogenität und Antibiotika-Resistenz haben.
Dobrindt erforscht mit seiner Gruppe, wie krankheitsauslösende Eigenschaften zwischen verschiedenen E.-coli-Bakterien übertragen werden und welche Bedeutung bestimmte mobile genetische Elemente für die Entstehung des Ausbruchsstammes O104:H4 haben. In diesem Zusammenhang soll unter anderem die Bedeutung der Plasmide untersucht werden, die für den ESBL-(Extended Spectrum Beta-Lactamase)Phänotyp des multiresistenten Ausbruchsstammes beziehungsweise dessen Aggregationsverhalten verantwortlich sind. Außerdem geht es um die Frage, wie die Bakterien in der Umwelt – zum Beispiel auf Pflanzen – überleben. Bielaszewska schließlich befasst sich mit der Identifizierung von Antibiotika, die sich für die Therapie von EHEC-Infektionen eignen. Antibiotika stehen im Verdacht, die Produktion des gefährlichen Shiga-Toxins zu fördern, das von allen EHEC freigesetzt wird und die Zellen der Gefäßwände schädigt.
In der ersten münsterschen ANTIGONE-Veröffentlichung zeigen Bielaszewska und Kollegen vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster (Direktor: Prof. Georg Peters), dass verschiedene Antibiotika sowohl hemmende als auch fördernde Auswirkungen auf die Shiga-Toxin-Produktion des EHEC-Ausbruchsstamms haben. Wichtigstes Ergebnis der Studie: Einige Antibiotika, die auch beim Ausbruchs 2011 eingesetzt wurden (Meropenem, Azithromycin, Rifaximin, Tigecyclin), verstärken nicht die Shiga-Toxin-Produktion. Der Artikel ist im März in der Online-Ausgabe des amerikanischen Fachmagazins „Antimicrobial Agents and Chemotherapy“ erschienen.
Sowohl wissenschaftlich als auch für den Standort Münster habe die ANTIGONE-Förderzusage einen hohen Stellenwert: „Die Untersuchungen sind für das Verständnis von Erregerverhalten und seine Wandelbarkeit sowie für neue Therapieansätze von großer Bedeutung. Münster hat auf infektiologischem Gebiet eine große Bündelung von hochrangigen Wissenschaftlern zu bieten, die diese komplexen Fragen bearbeiten können“, so Prof. Wilhelm Schmitz, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Münster.

Literaturangabe:
Bielaszewska M, Idelevich EA, Zhang W, Bauwens A, Schaumburg F, Mellmann A, Peters G, Karch H. 2012. Epidemic Escherichia coli O104:H4: Effects of antibiotics on Shiga toxin 2 production and bacteriophage induction. Antimicrob Agents Chemother, 2012 Mar 5.

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