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Forschung „on the ROCKs“: Promotionspreis an Dr. Patrick Oellers für Studie zu Glioblastomen

PD Dr. Peter-Andreas Löschmann (l.) überreichte Dr. Patrick Oellers Urkunde und Preis (Foto: FZ)

Münster (mfm/pc) - Jeder vierte Patient mit einem Hirntumor leidet unter einem Glioblastom, einer besonders aggressiven Tumorart. Die Betroffenen leben nach der Diagnose durchschnittlich nicht länger als ein Jahr, auch eine neuere kombinierte Therapie verlängert die Überlebenszeit nur um wenige Monate. „Da bei der Diagnose das Gehirn praktisch diffus mit Tumorzellen durchsetzt ist, ist es für den Operateur unmöglich, sie vollständig zu entfernen. Die Wanderung der Tumorzellen ist daher bislang das Haupthindernis für eine wirksamere Therapie“, erklärt Dr. Patrick Oellers. Für seine Doktorarbeit „ROCKs Are Expressed In Brain Tumors and Are Required for Glioma-Cell Migration On Myelinated Axons” erhielt der 28-Jährige Münsteraner nun den Promotionspreis der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. Die von dem Arzneimittelhersteller Pfizer gestiftete Auszeichnung ist mit 2.500 Euro dotiert.
Gliazellen füllen die Hohlräume zwischen den Nervenzellen und Nervenzellfortsätzen aus und bilden eine Art stützendes und die Nervenzellen versorgendes Gewebe. Wenn sie zu Glioblastomen entarten, wandern sie vorzugsweise entlang ausgewachsener Nervenbahnen der weißen Substanz im Gehirn und bilden dort Absiedlungen. Die grundlegenden Mechanismen der Wanderung von Glioblastomen werden an der Medizinischen Fakultät seit einigen Jahren im Institut für Experimentelle Ophthalmologie unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Solon Thanos erforscht, einer vormaligen Abteilung der Uni-Augenklinik.
Für seine Doktorarbeit entwickelte Oellers dort ein neues Untersuchungsmodell, indem er  im Reagenzglas Glioblastomzellen kultivierte, und zwar sowohl an Nervenfasern als auch an Bindegewebe. „Es zeigten sich erhebliche Unterschiede: Die Glioblastomzellen wanderten schneller entlang der Nervenfasern als entlang des Bindewegebes“, erläutert der Mediziner. In Zusammenarbeit mit Kollegen des Instituts für Neuropathologie konnte er zudem belegen, dass Glioblastomzellen auffällig hohe Mengen des Proteins Rho-Kinase enthalten. Das dieses Protein exprimierende Gen trägt den Namen ROCK – daher der Titel von Oellers Arbeit.
Rho-Kinase scheint eine entscheidende Rolle bei der Wanderung der Glioblastome zu spielen. In seinen Versuchen konnte der Preisträger nachweisen: Wird die Wirkung dieses Proteins medikamentös unterdrückt, wandern die Tumorzellen entlang der Nervenfasern nicht weiter, wohl aber entlang des Bindegewebes. Oellers betont: „Eine klinische Anwendung dieser Erkenntnisse wäre wünschenswert, doch zunächst einmal handelt es sich um Grundlagenforschung.“ Er selbst wird demnächst in die USA aufbrechen, um dort als junger Augenarzt in einer Klinik und in der Forschung tätig zu sein.
Seinen Preis nahm Oellers aus den Händen von Privatdozent  Dr. Peter-Andreas Löschmann, Medizinischer Leiter des Bereichs Specialty Care bei Pfizer Deutschland, und Studiendekan Dr. Bernhard Marschall bei der Promotionsfeier der Medizinischen Fakultät entgegen. „Wir freuen uns, dass eine Arbeit zu einem onkologischen Thema von der Jury ausgezeichnet wurde. Hier besteht nach wie vor ein enormer Forschungs- und Innovationsbedarf“, sagte Löschmann. „Die Herausforderung Krebs ist – ebenso wie der Kampf gegen andere schwer zu behandelnde Krankheiten – nur zu meistern, wenn alle Akteure des Gesundheitswesens eng zusammenarbeiten. Deshalb kooperieren wir bei unserer Forschung eng mit akademischen Institutionen und engagieren uns auch für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.“
Insgesamt 80 Doktorandinnen und Doktoranden des vergangenen Semesters hatten die Einladung zur Promotionsfeier angenommen und Familie und Freunde mitgebracht, so dass die Fakultät fast 500 Gäste begrüßen konnte. Mit dabei war auch eine Goldjubilarin, die für ihre Promotion vor 50 Jahren eine Ehrenurkunde überreicht bekam.

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