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Entzündet oder nur gereizt? Promotionspreis für Forschungen zu schonender Darmdiagnostik

PD Dr. Peter-Andreas Löschmann (l.) und Studiendekan Dr. Bernhard Marschall überreichten Dr. Thomas Kaiser den Promotionspreis (Foto: FZ/Deiters)

Münster (mfm) - Reizdarm oder entzündliche Darmerkrankung? Das ist für die behandelnden Ärzte oft nicht leicht zu unterscheiden, denn die Symptome der Patienten wie Durchfall, Bauchschmerzen und Schmerzen bei der Stuhlentleerung ähneln sich. Eine eindeutige diagnostische Methode, die die Patienten möglichst wenig belastet, stellt angesichts zunehmender Erkrankungszahlen einen wichtigen medizinischen Fortschritt dar. Die an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster angefertigte Doktorarbeit von Dr. Thomas Kaiser leistet hierzu einen entscheidenden Beitrag. Am Freitag [30.04.] wurde ihm dafür der Promotionspreis der Fakultät verliehen. Die Auszeichnung ist mit 2.500 Euro dotiert und wird gestiftet von Wyeth Pharma, einem Unternehmen der Pfizer-Gruppe.
Immer mehr Menschen in den westlichen Industriestaaten leiden unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Gefürchtete Komplikationen sind Fisteln, Darmverengungen und -verschlüsse. Auch können sich in späteren Stadien Tumoren bilden. „Ein Reizdarmsyndrom dagegen ist keine entzündliche Erkrankung. Die betroffenen Patienten benötigen deshalb auch kein Cortison. Da die klinische Unterscheidung schwierig ist, muss die genaue diagnostische Abklärung bislang durch Darmspiegelungen erfolgen“, erläutert Thomas Kaiser die Ausgangssituation für seine Forschungen.
Mit seiner Promotionsarbeit konnte der aus Scheidingen bei Welver stammende Preisträger zeigen, dass bei entzündlichen Erkrankungen im Darm das Protein S100A12 freigesetzt wird. Kaiser: „Der Gehalt dieses Proteins im Stuhl kann den Grad der Entzündung im Darm hervorragend widerspiegeln. Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom findet man S100A12 nicht. Ihnen kann eine Darmspiegelung somit in vielen Fällen erspart werden.“ Ein Einsatz von S100A12-Untersuchungen im Stuhl als neue Methode der Routinediagnostik wird mittlerweile von Firmen geprüft.
Seine Forschungen hat Kaiser in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dirk Föll, Leiter des Bereichs Kindergastroenterologie und –Hepatologie der Universitätskinderklinik Münster, durchgeführt. Die Ergebnisse wurden bereits in „Gut“ („Der Darm“), einer der international renommiertesten Zeitschriften im Bereich Gastroenterologie, veröffentlicht.
Seit Ende 2009 ist Thomas Kaiser Assistenzarzt in der Universitätskinderklinik, aktuell Stationsarzt auf der Infektions- und Isolierstation und weiterhin in der Kindergastroenterologie und -Hepatologie tätig. „Wir betreuen hier Kinder und Jugendliche, die von einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung betroffen sind. Oft tritt in dieser Lebensphase der erste Krankheitsschub auf“, erläutert der angehende Facharzt für Pädiatrie.
Der Preis wurde ihm überreicht von Privat-Dozent Dr. Peter-Andreas Löschmann, Medizinischer Direktor bei der zur Pfizer-Gruppe gehörenden Wyeth Pharma. Schon zum fünfzehnten Mal unterstützt das forschende Arzneimittelunternehmen die Arbeit von Nachwuchswissenschaftlern durch die Finanzierung des Promotionspreises. „Als forschendes Arzneimittelunternehmen ist der medizinische Fortschritt eines unserer wichtigsten Ziele. Umso mehr freuen wir uns, das Engagement von ambitionierten jungen Wissenschaftlern mit diesem Preis fördern und anerkennen zu können“, gratulierte Löschmann dem Nachwuchswissenschaftler und erteilte bei der Gelegenheit auch der Medizinischen Fakultät ein großes Lob: „Die medizinische Ausbildung an der Universität Münster ist hervorragend. Was alle Nachwuchsforscher eint ist, dass sie durch ihre Arbeit zum Verständnis von biomedizinischen Prozessen und von Krankheiten beitragen und so ihr Fach weiter voranbringen."
Zusammen mit Dr. Thomas Kaiser waren 150 Doktorandinnen und Doktoranden des letzten Semesters eingeladen, ihre Urkunden bei der Promotionsfeier der Fakultät persönlich in Empfang zu nehmen.

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