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Mit EXIST zur Marktreife: Forschungsgruppe der WWU entwickelt Labortest zur Früherkennung männlicher Unfruchtbarkeit

Um die CatSper-Aktivität zu untersuchen, werden kleine Teile der Samenprobe eines Mannes mit zwei verschiedenen Testlösungen gemischt. Anschließend wird mikroskopisch die Beweglichkeit der Spermien untersucht. Der Test hat angeschlagen, wenn sie in beiden Lösungen ungestört weiterschwimmen. (Foto: Samuel Young)

Münster (mfm/sw) – Diagnose Unfruchtbarkeit: Mit diesem Befund wird etwa jedes siebte Paar in Deutschland konfrontiert, das sich seinen Kinderwunsch nicht auf natürlichem Weg erfüllen kann. Das Problem: Häufig bleibt nach Abschluss der Standarduntersuchungen – beim Mann ist das die Samenanalyse – die Ursache rätselhaft. Anzahl, Beweglichkeit und Aussehen der Spermien erscheinen bei rund einem Drittel der unfruchtbaren Männer völlig normal. Den Betroffenen wird oft zunächst von einer Kinderwunschtherapie abgeraten oder eine zum Scheitern verurteilte Therapieoption empfohlen. Hier kommt die Arbeitsgruppe von Prof. Timo Strünker vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) der Universität Münster (WWU) ins Spiel: Eingebettet in die Klinische Forschungsgruppe „Male Germ Cells“ hat sein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Christian Schiffer einen neuen Labortest entwickelt, der schon bald Eingang in die Praxis finden könnte.

Der Test bestimmt die Aktivität des CatSper-Proteins im Spermienschwanz: CatSper ermöglicht es den Spermien, sich durch die schützende Hülle der Eizelle zu bohren. Fehlende CatSper-Aktivität führt zu Unfruchtbarkeit – betroffene Männer können nur mithilfe der ICSI-Methode ein Kind zeugen, bei der ein Spermium im Labor direkt in die Eizelle injiziert wird. Alle anderen verfügbaren Therapien scheitern. Um betroffenen Paaren helfen zu können, muss die CatSper-Funktionsstörung jedoch erst einmal diagnostiziert werden - sie bleibt aber nicht nur im Spermiogramm unerkannt, sondern äußert sich auch nicht durch körperliche Symptome, denn das besagte Protein findet man ausschließlich in Spermien.

In einer Pilotstudie wurden am CeRA die Spermien von mehreren hundert Männern mit einem Prototyp des CatSper-Tests untersucht: Demnach leiden rund 1,5 Prozent der getesteten Männer mit ansonsten unauffälligem Spermiogramm an einer CatSper-Dysfunktion und können sich aufgrund der daraus resultierenden Unfruchtbarkeit den Kinderwunsch nur mit der ICSI-Therapie erfüllen. „Der CatSper-Test hat sein medizinisches Potential bereits bewiesen: Er kann in nur 30 Minuten ein leicht interpretierbares und eindeutiges Kriterium für die Diagnose der CatSper-bedingten männlichen Unfruchtbarkeit liefern – und damit auch den Weg weisen zu einer individualisierten und erfolgversprechenden Kinderwunschbehandlung“, so Prof. Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie des CeRA. „Ich sehe den Test als künftige standardmäßige Ergänzung zur Samenanalyse im andrologischen Routinelabor.“

Das Potenzial des CatSper-Tests, der in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Reproduktionsgenetik, der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie und dem Kinderwunschzentrum des münsterschen Universitätsklinikums entwickelt wurde, hat auch das Bundeswirtschaftsministerium überzeugt: Unterstützt mit knapp 650.000 Euro aus dem Förderprogramm „EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft“, soll nun ein Team aus den Naturwissenschaften, der Medizin und der Betriebswirtschaft die Entwicklung des Test-Prototyps zu einem marktreifen In-vitro-Diagnostikum vorantreiben. „Während der Projektlaufzeit von 18 Monaten werden wir durch umfangreiche klinische und analytische Leistungsbewertungsstudien die Daten sammeln, die für den Markteintritt notwendig sind. Dieser Schritt ist entscheidend, um die Innovation im In- und Ausland Kinderwunschpatienten anbieten zu können“, sagt Projektleiter Dr. Schiffer.

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