Appell von der 34. DGA-Jahrestagung: Andrologische Erkrankungen sind nicht zu unterschätzende Volkskrankheiten

Gießen. Nach zwei Online-Kongressen blickt die Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) auf eine erfolgreiche 34. Jahrestagung in Präsenz zurück: Vom 8. bis 10. September 2022 diskutierten in Gießen mehr als 140 Androlog:innen aus Forschung und Klinik, vor allem aus den Fachgruppen Urologie, Endokrinologie und Dermatologie sowie der Reproduktionsmedizin wieder persönlich vor Ort Aktuelles aus ihrem interdisziplinären Fachgebiet. Aus der Universitätsstadt kommt der Appell, andrologische Erkrankungen in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung nicht zu unterschätzen, aber auch die Nachricht über ein erstes Programm des Bundes zur Forschungsförderung für die reproduktive Gesundheit.

„Als Veranstalter freuen wir uns über Teilnehmerzahlen wie vor Corona und sehen erneut bestätigt, dass der persönliche wissenschaftliche Austausch nicht zu ersetzen ist“, betonen DGA-Präsidentin Prof. Dr. med. Sabine Kliesch und Tagungspräsidentin Prof. Dr. med. vet. Daniela Fietz. Als Präsidentin der Fachgesellschaft kritisierte Prof. Kliesch in Gießen fehlende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, der Politik und der Forschungsförderung für die Andrologie insgesamt und im Besonderen für das Themengebiet der Reproduktionsmedizin. 

„Potenzstörungen, Hormonmangelerkrankungen des Mannes und Fruchtbarkeitsstörungen sind Volkskrankheiten. Sie betreffen Millionen von Menschen, ihre Häufigkeit des Auftretens ist vergleichbar mit z.B. kardiovaskulären Erkrankungen oder dem Steinleiden. Die männliche Fruchtbarkeit wird zunehmend durch sozio-ökonomische Faktoren, aber auch durch Umwelteinflüsse und angeborene Störungen negativ beeinflusst und in der Konsequenz steigen die Fertilitätsbehandlungen. Dennoch fokussiert die Forschungsförderung stark auf Tumorerkrankungen – und lässt die Forschung am Ursprung des Lebens weitgehend außer Acht“, so die DGA-Präsidentin und Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie, Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Bisher förderte nur die Deutsche Forschungsgemeinschaft übergreifende Forschungsverbünde im Bereich der Reproduktion.