80. Geburtstag von Univ.Prof.em. Dr.med. Dr.h.c. Eberhard Nieschlag FRCP

Der Gründer und langjährige Direktor unseres Centrums Univ.Prof.em. Dr.med. Dr.h.c. Eberhard Nieschlag, der sich besonders um die Andrologie verdient gemacht hat, begeht am 16. Juli seinen 80. Geburtstag. 

 

Prof. Nieschlags medizinischer Werdegang begann mit dem Medizinstudium in Bonn und München mit anschließender Ausbildung zum Internisten und Endokrinologen an den Universitätskliniken Mainz und Düsseldorf. Nach einigen Forschungsaufenthalten in London, Edinburgh und Washington kam Prof. Nieschlag 1976 schließlich nach Münster ans UKM und wurde zunächst Leiter der Abteilung „Experimentell Endokrinologie“ der Frauenklinik. Er begann währenddessen mit dem Aufbau einer interdisziplinären Abteilung zur Behandlung von unerfülltem Kinderwunsch. Neu daran war, dass infertile Paare erstmals gemeinsam in einem Zentrum gleichermaßen behandelt wurden, statt getrennt von Gynäkologen und Urologen, was noch immer eine Besonderheit des heutigen CeRAs ist. Dieses Konzept der klinischen Forschung als Verbindung von Naturwissenschaft und Medizin/Klinik konnte Prof. Nieschlag als Leiter (1980-1988) der ersten Klinischen Forschungsgruppe der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) realisieren, die zur Verwirklichung der Idee der neuen Abteilung beitrug und aus der später das Institut für Reproduktionsmedizin des UKM hervorging.

 

Die Zusammenführung von Naturwissenschaftlern und Klinikern bewährt sich in Münster bis heute und hat immer wieder zu beachtlichen Erfolgen in der Forschung geführt. Zu nennen ist hier insbesondere die Forschung zur männlichen Kontrazeption, zu Sexualhormonen und Stammzellen, zur Regulation der Hodenfunktion und der Genetik, die dazu beigetragen hat, Ursachen männlicher Infertilität behandeln und assistierte Fertilisation durchführen zu können. Während seiner 33 aktiven Jahre am Institut für Reproduktionsmedizin respektive Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie beschäftigte Prof. Nieschlag 182 wissenschaftliche Mitarbeiter, die teilweise noch immer in der Reproduktionsmedizin arbeiten und heute Leitungsfunktionen bekleiden. Unter seiner Ägide haben außerdem 140 Doktoranden den Titel Dr.med. oder Dr.rer.nat. erworben. Prof. Stefan Schlatt und Prof. Sabine Kliesch führen als Nieschlags Nachfolger das Konzept der engen klinisch-naturwissenschaftlichen Kooperation erfolgreich fort.

 

Durch Prof. Nieschlags bedeutsame Arbeit in der klinischen und der Forschungsarbeit etablierte sich eine Männerheilkunde, die Andrologie, als Pendant zur Gynäkologie und Nieschlag wurde der erste Androloge in Nordrhein-Westfalen. Für seine Verdienste um die Andrologie wurde Prof. Nieschlag mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter der Ernst-Jung-Preis für Medizin (1996), das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2008) und die Ehrenmitgliedschaft in sechs wissenschaftlichen Gesellschaften der Andrologie, Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Zuletzt wurde ihm von der amerikanischen Androgen Society der erstmalig vergebene Titel „Grandmaster of Testosterone“ verliehen. Des Weiteren wurde Nieschlag im Laufe der Zeit zum Präsidenten von sechs wissenschaftlichen Gesellschaften gewählt, zuletzt von der damals noch jungen European Society of Endocrinology (2007 – 2011), die er als Krönung seiner Laufbahn betrachtet. Auch als Emeritus ist er aktiv geblieben, publiziert weiterhin (Hirsch-Faktor 96), ist fast täglich in der Klinik, nimmt an Forschungsprojekten teil, ist in der ärztlichen Fortbildung mit Vorträgen engagiert und bereitet die 4. Auflage des Münsteraner Andrologie-Buches beim Springer-Verlag vor. Ferner ist er Geschäftsführer der QuaDeGA GmbH, der Qualitätskontrolle der Deutschen Gesellschaft für Andrologie, an der 700 Labore Teilnehmen.

 

Hiermit gratulieren wir Prof. Nieschlag sehr herzlich zu seinem 80. Geburtstag und wünschen ihm nur das Beste für sein neues Lebensjahr!