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Vorerst keine „Pille für den Mann“: WHO-Studie unter münsterscher Leitung eingestellt

"Es gibt noch vielversprechende Ideen": Studienleiter Prof. Michael Zitzmann vom CeRA (Foto: FZ)

Münster (mfm/tw) – Aus für ein vielversprechendes Verhütungskonzept: Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine von Münster aus gemanagte Studie zur „Pille für den Mann“ gestoppt. Bei dem Präparat handelt es sich um eine Hormonspritze, die alle acht Wochen verabreicht wird. Das Mittel wirkt zwar, alle 400 Teilnehmer produzierten während der Anwendung keine Spermien, doch klagte jeder zehnte Mann über Nebenwirkungen wie Depressionen, eine verminderte Libido und Gewichtszunahme.
„Bei 90 Prozent der Männer hat die Spritze reibungslos funktioniert“, sagt Professor Dr. Michael Zitzmann vom münsterschen Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie („Männerheilkunde“, kurz: CeRA). „Zehn Prozent mit Nebenwirkungen sind aber einfach zu viel.“ Vor allem ältere Familienväter litten unter den Symptomen. Zitzmann leitete die Studie, an der 400 Probanden in acht Ländern – alle in fester Beziehung – beteiligt waren. An der Uniklinik Münster nahmen 56 Männer teil, am zweiten deutschen Studienort in Halle 43 Männer.
Die Spritze setzt sich aus einer Mischung aus Testosteron und einem synthetischen Gestagen (einem weiblichen Geschlechtshormon) zusammen, ähnlich wie die Pille für die Frau, die aus Östrogen und einem Gestagen besteht. „Die Nebenwirkungen treten bei einer normalen Testosteronersatztherapie für Männer nicht auf und Gestagene in der entsprechenden Dosis sind dem männlichen Körper praktisch unbekannt“, erläutert Zitzmann: „Die Ursache liegt sehr wahrscheinlich bei den Gestagenen.“
Die komplette Auswertung der Studie wird im Oktober vorliegen, es zeichnet sich aber bereits ab, dass das Präparat in der derzeitigen Form nicht auf den Markt kommen kann. Damit rückt die Verhütungsspritze für den Mann in weite Ferne, auch die Pharmaindustrie zeigt derzeit kein Interesse. In China ist zwar bereits vor einigen Jahren eine reine Testosteronspritze zur Verhütung getestet worden – „aber die Schwangerschaftsrate war im Prinzip viel zu hoch“, so Zitzmann. Die beteiligten Forscher werden sich im Herbst treffen, und weitere Optionen diskutieren. „Es gibt nämlich noch eine ganze Reihe von vielversprechenden Ideen“, sagt der Mediziner.

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