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Von der Hilfskraft bis zum Professor: Medizinische Fakultät setzt auf breite Nachwuchsförderung

Wissen weitergeben und Wege bahnen - gezielte Nachwuchsförderung ist eine tragende Säule der Forschung (Foto: FZ)

Münster (mfm/tw) - Nachwuchs ist wichtig – nicht nur im Betrieb, sondern auch im Wissenschaftsbetrieb. „Im Wettbewerb um die klügsten Köpfe gibt es nicht das eine, allein effiziente Erfolgsrezept. Vielmehr benötigt man ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die individuell auf bestimmte Gruppen zugeschnitten sind. Und diese Maßnahmen müssen zudem immer wieder an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden“, sagt Prof. Wilhelm Schmitz, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. Deshalb fördere sein Fachbereich exzellente junge Wissenschaftler besonders in den ersten Jahren ihrer Karriere intensiv, so Schmitz: „Fast die gesamte ‚freie Spitze‘ unserer Haushaltsmittel, also das Geld, das nicht bereits durch Personal- und Sachkosten gebunden ist, investieren wir in die Forschungs- und insbesondere in die Nachwuchsförderung.“ Insgesamt steckt die Fakultät derzeit rund 15,7 Millionen Euro in diesen Bereich – umgerechnet sind das 13,3 Prozent ihrer Landeszuweisung.
Von der Promotion zum Sprungbrett in die Spitze: Die Medizinische Fakultät stellt mit vielfältigen Förderinstrumenten die Weichen für eine rasche wissenschaftliche Karriere. Das beginnt schon während des Studiums: Jährlich schreibt die Fakultät 15 Stellen für Studentische Hilfskräfte in der Forschung aus, um Human- und Zahnmediziner früh für die Wissenschaft zu begeistern. Preise für den Nachwuchs sind während der Dissertation ausgelobt: Beim jährlichen Science Day können Promovenden ihre Arbeit in Form von Postern präsentieren, wie es bei Kongressen später üblich ist. Eine Fachjury entscheidet darüber, welche Teilnehmer ihr Projekt ausführlicher vorstellen dürfen – und welche drei Finalisten am Ende einen Geldpreis bekommen. Der Science Day richtet sich wie die meisten Förderinstrumente nicht nur an Mediziner, sondern auch an Naturwissenschaftler, die in der Medizin forschen. Wenn die Dissertation abgeschlossen ist, haben die Doktoren die Chance auf neue Meriten: Die Fakultät verleiht halbjährlich einen mit 2.500 Euro dotierten, von Pfizer unterstützen Promotionspreis; in gleichem Turnus vergibt sie für die Maria-Möller-Stiftung einen mit 500 Euro dotierten Preis für herausragende onkologische Dissertationen.
Ärzte ins Rotieren bringen
Nach dem Studienabschluss gehen die meisten Absolventen in den klinischen Alltag über. Die Medizinische Fakultät lockt qualifizierte Mediziner in die Forschung: Durch ein Rotationsprogramm können junge Ärzte ihre Arbeit in der Klinik ein Jahr lang ruhen lassen, um „mit Netz und doppeltem Boden“, sprich: ohne Sorge um die Stelle, wissenschaftlich zu arbeiten. Der Arbeitsplatz ist gesichert, während die Ärzte an eigenen Fragestellungen forschen. Ein solches Rotationsprogramm bietet auch das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) – neben dem Programm Innovative Medizinische Forschung (IMF) eine der beiden dezidiert für die Forschungs- und Nachwuchsförderung an der Medizinischen Fakultät geschaffenen Säulen – an: An der Wissenschaft interessierte Ärzte haben die Möglichkeit, für zwei bis drei Jahre in bestehenden Projekten des IZKF zu forschen, während der Platz in der Klinik „warm“ bleibt. Seit 2011 ermöglicht das IZKF-Programm SEED („Scientific Education and Experiences for Medical Doctors“) noch mehr Freiheit: „Besonders talentierte junge Ärzte können durch SEED in kleinen Arbeitsgruppen eigenen wissenschaftlichen Fragen nachgehen“, so Dekan Schmitz.
Das Werben um externe Forschungsgelder ist für eine wissenschaftliche Karriere inzwischen unerlässlich. Die Medizinische Fakultät berät mit einem Support Desk für Drittmittelanträge über Fördermöglichkeiten. Größter Forschungsförderer in Europa ist die von Bund und Ländern finanzierte Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem Förderetat von rund 2,46 Milliarden Euro (Stand 2011); gefördert werden die besten Köpfe, die Hürden für einen erfolgreichen Antrag sind hoch. Die Fakultät und neuerdings auch das IZKF helfen mit einem Mentoring-Programm aus, das gezielt auf einen erfolgreichen DFG-Antrag vorbereitet – unter Koordination von Professor Helge Karch, dem Direktor des Instituts für Hygiene und spätestens seit der EHEC-Epidemie 2011 einem der bekanntesten Wissenschaftler der Fakultät. Er begutachtet und gibt Hilfestellung bei jährlich 50 bis 60 Anträgen.
Die Biologin Dr. Jessica Bertrand hat sich vor kurzem erfolgreich für das Emmy-Noether-Programm der DFG beworben – und wird für die nächsten fünf Jahre eine Nachwuchsgruppe am Institut für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin leiten. Auf die Förderung der DFG legt die Fakultät bei Emmy-Noether-Gruppen noch eine Investitionszulage von 25.000 Euro drauf. „Nachwuchsförderung ist wichtig, weil sie Planungssicherheit schafft“, erläutert Bertrand: „In der universitären Forschung ist es inzwischen üblich, sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag zu hangeln. Ohne gezielte Förderung, die auf höhere Positionen bis hin zur Professur vorbereitet, sprängen viele gute Wissenschaftler in die Industrie ab – die bietet zumindest etwas mehr Sicherheit.“
Nachwuchsstellen finanziert die MFM auch aus Haushaltsmitteln: Seit 2010 werden zwei Nachwuchsgruppen mit je 500.000 Euro über eine Gesamtlaufzeit von fünf Jahren gefördert. Das Programm richtet sich an exzellente Wissenschaftler, die eine Habilitation oder eine gleichwertige Qualifikation anstreben. Diese Chance hat Privatdozent Dr. Alexander Mellmann genutzt: Er leitet am Institut für Hygiene eine Arbeitsgruppe, die sich mit bakteriellen Krankheitserregern befasst.
Bereits über 600 Förderungen allein durch das IMF
Konkret auf die Einwerbung von Drittmitteln bereitet das Programm Innovative Medizinische Forschung (IMF) vor, die zweite Fördersäule der MFM. Wichtigste Förderinstrumente sind die Anschubfinanzierung von Forschungsvorhaben über zwei bis drei Jahre und die Anschubfinanzierung von innovativen und risikobehafteten Pilotprojekten über ein Jahr. „Mit der Starthilfe möchten wir die Nachwuchswissenschaftler so weit bringen, dass sie mit ersten Ergebnissen externe Drittmittel einwerben können“, erläutert Prof. Schmitz. Arbeitsgruppen, die bereits extern gefördert werden, können über das Dekanat in Kooperation mit dem IMF Mittel für eine bessere Grundausstattung beantragen. Schließlich fördert das IMF mit Austauschprogrammen und Stipendien auch die internationale Kooperation und Qualifikation. Von der Gründung 1996 bis 2011 hat das IMF 509 Forschungsprojekte unterstützt sowie 115 Promotions- und Austauschstipendien vergeben.
Das Gesamtpaket für den Nachwuchs rundet die Medizinische Fakultät durch eine Reihe weiterer Maßnahmen ab – etwa durch leistungsorientierte Zulagen für wissenschaftliche Mitarbeiter auf Basis eingeworbener qualifizierter Drittmittel, Mittel für Forschungsgroßgeräte und weitere finanzielle Förderungen. Eine Übersicht bietet die Fakultät im Forschungsbereich ihrer Website.

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