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Medizinstudenten aus Münster: Nach nur zwei Monaten im Job

Studierende der Jenner-Semesterkohorte

Die Absolventen der Medizinischen Fakultät der WWU Münster kommen sehr schnell in den Job, verdienen gegenüber anderen Berufseinsteigern überdurchschnittlich gut und sind mit ihrem Studium rückblickend sehr zufrieden. Das ist die Essenz einer Absolventenbefragung, die die Universität durchgeführt hat. Kontaktiert wurden die Alumni des Jahrgangs 2006. Es handelt sich um die erste uniweite Erhebung dieser Art überhaupt an der WWU. Mit einer Rücklaufquote von bis zu 38 Prozent können die Antworten als repräsentativ gelten.
Aus den zusammen 14-seitigen Auswertungen geht hervor, dass die frisch examinierten Humanmediziner und Zahnmediziner für die Stellensuche nur 2,3 beziehungsweise 2,4 Monate brauchten. Insgesamt übernahmen über 90 % der Jungmediziner auf Anhieb eine ihrem Studium angemessene Position im Gesundheits- und Sozialwesen. Und dafür mussten sie noch nicht einmal besonders mobil sein: Rund 85 % der Absolventen beider Fächer fanden ihre erste Anstellung in NRW. Fast jeder zweite Humanmediziner und jeder dritte Zahnmediziner blieb sogar in Münster.
Die Antworten zeigen zudem, dass die Humanmediziner bei Studienende im Durchschnitt 28,2 Jahre alt waren, 12,4 Semester (Regelstudienzeit: 12 Semester) brauchten und das Studium mit der Note 2,3 abschlossen. Die „fertigen“ Zahnmediziner hatten im Mittel das gleiche Alter, beendeten das Studium nach 11,5 Semestern (Regelstudienzeit: 10 Semester) und verließen die Uni mit einer Abschlussnote von 1,8. Die „Zeugnisse“ sind allerdings nicht vergleichbar, da Zahnmediziner im Gegensatz zu ihren Kommilitonen aus der Humanmedizin beispielsweise kein bundesweit einheitliches Examen ablegen.
Der typische Berufsanfänger übt dann eine Angestelltentätigkeit im Gesundheits- und Sozialwesen aus und geht einer Vollzeitbeschäftigung nach. Ihr oder sein erster Arbeitsvertrag war meist befristet (88 % bzw. 68 %). Das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt lag bei den Humanmedizinern mit 3.586 Euro zu Beginn und 3.905 Euro zum Zeitpunkt der Befragung deutlich höher als bei den Zahnmedizinern, die 2.298 Euro beziehungsweise 2.432 Euro auf ihrem Konto verbuchen konnten.
Und wie bewerteten die Absolventinnen und Absolventen rückblickend ihr Studium? Bei den Humanmedizinern gaben 67 % an, zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Studium zu sein. Ebenso viele waren der Ansicht, dass sie die im Studium erworbenen Qualifikationen in hohem oder sehr hohem Maße im Beruf verwenden könnten. Die Zahnmediziner zeigten sich zu 58 % mit dem Studium insgesamt zufrieden oder sogar sehr zufrieden. 87 % erklärten, dass sie die erworbenen Qualifikationen in hohem oder sehr hohem Maße im derzeitigen Beruf einsetzen könnten.
Es gab jedoch auch kritische Stimmen: Übereinstimmend gaben sowohl Humanmediziner als auch Zahnmediziner an, dass sie beim Berufseinstieg nicht über alle geforderten fachlichen Kompetenzen verfügten. Nur jeder vierte Humanmediziner war der Meinung, dass die Verknüpfung von Theorie und Praxis im Studium gut oder sehr gut gewesen sei. Bei den Zahnmedizinern hingegen waren es über 50 %.
Für Studiendekan Dr. Bernhard Marschall sind diese Werte nicht überraschend: Sie spiegelten bekannte Defizite in den staatlichen Vorgaben wider, aber auch den Handlungsbedarf im eigenen Umfeld. Was speziell Münster betreffe, habe der schon unmittelbar nach Erlass der neuen Approbationsordnung 2002 zu einem breit angelegten Reformprogramm in der Lehre geführt. „Die befragten Humanmedizin-Absolventen gehören zu einem Jahrgang, der hiervon aber kaum mehr profitieren konnte.“ Als Beispiele nennt der Studiendekan und IfAS-Geschäftsführer die Modularisierung der Lehrinhalte, Verbesserungen an den Rahmenbedingungen wie erweiterte Bibliotheks-Öffnungszeiten sowie vor allem den Bau des Studienhospitals. „Die praktische Ausbildung haben wir mit dieser Einrichtung völlig neu definiert“, so Marschall.
Hinzu kämen vielfältige Zusatzangebote wie „Fit for Work“, eine Veranstaltungsreihe mit Seminaren und Vorträgen unter der Leitung von Dr. Hendrik Friederichs, die im Sommersemester 2008 startete. „Damit können wir wichtige Inhalte vertiefen und zudem auch solche aufgreifen, die von den staatlichen Vorgaben nicht erfasst sind“. Mit dem „Muenster Audio Response System – MARS“ krempeln Marschall und seine IfAS-Mitstreiter derzeit die altehrwürdige Lehrform der Vorlesung gehörig um.

Die vollständigen Befragungsergebnisse sind hier nachzulesen.