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Einblicke in die Mediziner-Ausbildung: Medientreff Münster besuchte das Studienhospital

Britta Brouwer (l.) erläutert einer Gruppe von Medientreff-Teilnehmern den didaktischen Hintergrund des Studienhospitals Münster (Foto: Pape)

Münster (mfm) - Geplant waren anderthalb Stunden, letztlich wurden es drei – was nicht an den Referaten lag: Groß war der Informations- und Fragebedarf bei der Januar-Exkursion des „Münsteraner Medientreffs“. Kein Wunder, denn dieser stand im Zeichen der Medizin – ein Thema, das irgendwann jede und jeden tangiert. Rund 30 Mitglieder des Medientreffs – ein loser Verbund münsterscher Journalisten und Medienschaffender – zog es in das „Studienhospital“ der Universität Münster.
Der Leiter der Referates Presse und PR der Medizinischen Fakultät, Dr. Thomas Bauer, stellte einleitend die Öffentlichkeitsarbeit des Fachbereichs vor, der bezogen auf die Zahl der Professuren der größte der Uni Münster ist. Sein größter „Vermarktungsvorteil“: „Das Thema Medizin ‚geht’ immer’“, so Bauer. „Und als Uni haben wir bei Medien und Öffentlichkeit einen Vertrauensvorschuss – den man allerdings auch nicht verspielen darf“.
Einblicke in die heutige Ärzteausbildung bot anschließend Studiendekan Dr. Bernhard Marschall, von Hause aus Chirurg. Dem Arzt gelang es, viele Bilder in den Köpfen der Besucher auszuräumen, auch bei der Frage, ob denn Einser-Abiturienten die besseren Ärzte werden. „Natürlich nicht – aber sie sind umgekehrt auch nicht die schlechteren“, so eine Aussage des Studiendekans – die er mit wissenschaftlichen Statistiken und Studien belegte. Der Grundtenor seines ebenso informativen wie kurzweiligen Vortrages: „Wir haben es in allen Berufen mit einer veränderten Arbeitswelt und einer ‚Generation Y’ als Nachwuchs zu tun, also eben auch in der Medizin. Darauf müssen wir uns einstellen, ob es uns gefällt oder nicht“. Auch ein Gen-Y-Arzt sei voll für seine Patienten da: „Aber halt acht Stunden lang, nicht mehr zwölf oder mehr“.
Weder gebe es eine hohe Studienabbrecherquote  - „Wir führen über 90 Prozent der Studienanfänger zum Abschluss“ - noch den viel zitierten Ärztemangel, wie Marschall betonte. Deutschland habe, bezogen auf die Einwohnerzahl, weiterhin die beste Ärzte-Quote der Welt. „Tatsächlich handelt es sich mehr um einen Mangel an Arbeitskapazität“. Den klassischen Landarzt und auch manches Krankenhaus sieht Marschall als ein Auslaufmodell – „nur wagt das kaum jemand auszusprechen“.
Wie eine moderne Didaktik in der Medizin aussieht, erlebten die Teilnehmer abschließend beim Rundgang durch das Studienhospital Münster, geführt in drei Gruppen von Dr. Marschall, Dr. Hendrik Friederichs, dem Leiter der Einrichtung, und Britta Brouwer. Im europaweit ersten Modell dieser Art werden Medizinstudenten in wirklichkeitsnahen Räumen und unter Mithilfe von geübten Simulationspatienten an die Realität der medizinischen Praxis herangeführt. Hier können sie ihr Handwerk üben und dürfen, so Friederichs, „natürlich auch Fehler machen“. Notfalluntersuchungen im Verkehrslärm werden ebenso trainiert wie schwierige Patientengespräche oder das Nähen von Wunden, das an Schweinehaut geübt wird.
Das Studienhospital, so der Eindruck der Teilnehmer, ist ein innovativer Lernort für medizinische Ausbildung und Qualifizierung. Fazit der „Medientreff“-Organisatoren: eine interessante Veranstaltung mit viel Hintergrundwissen, das sich, wie Dr. Bauer es formulierte, „in den üblichen 70 Zeilen einer Zeitungsmeldung eben nicht vermitteln lässt“.

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