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Die Karies aus dem Drucker: Uni-Zahnmediziner setzen in der Ausbildung erneut auf 3D-Technik

Probieren mithilfe der 3D-Drucktechnik neue Lehrmethoden aus: Dr. Elke Kröger, Dr. Dieter Dirksen, Dr. Markus Kaup (Foto: hms)

Münster (mfm/hms) – Karies entfernen, Wurzelkanäle säubern oder Kronen anbringen – vor ihrem ersten Kontakt mit Patienten lernen Zahnmedizinstudierende so etwas zunächst an Modellen. Bei den Zahnmedizinern der Universität Münster werden dazu aber jetzt noch andere innovative Lehrmethoden entwickelt – mit Hilfe eines neuen 3D-Druckers.
Noch befinden sich Privatdozent Dr. Dieter Dirksen, Dr. Markus Kaup und Dr. Elke Kröger in der Testphase: Im Dezember hat die Zahnklinik einen 3D-Drucker gekauft, um bald vollkommen neue Wege in der Lehre zu gehen. Das knapp 100.000 Euro teure Gerät trägt im sogenannten Polyjet-Modeling dünne Schichten eines flüssigen Kunstharzes auf eine Montageplatte auf, härtet sie und baut darauf weitere Schichten auf – so entsteht Stück für Stück das gewünschte Objekt. Ein komplettes – und sehr detailliertes – Kiefermodell ist in zweieinhalb Stunden fertig „gedruckt“. Lediglich räumlich-radiologische oder mit einem 3D-Scanner aufgenommene Daten von Kiefern oder einzelnen Zähnen sind dafür notwendig.
„Der 3D-Drucker ist aus Mitteln zur Qualitätsverbesserung der Lehre finanziert worden, denn er ist für die Ausbildung der Studierenden gedacht“, erklärt Dr. Elke Kröger. Sie will die mit dem Drucker generierten Zahn- und Kiefermodelle einsetzen, um mit Studierenden beispielsweise zu üben, wie man Kronen richtig entfernt. Auch Dr. Markus Kaup hat bereits ein konkretes Projekt ins Auge gefasst: „Die Wurzelkanäle im Zahninneren sind gerade für Studenten, die damit bisher noch nichts zu tun hatten, schwer vorstellbar. Mit der 3D-Drucktechnik können wir die inneren Strukturen des Zahns wie die Wurzelkanäle, die man bei einer Behandlung ja säubern muss, zum einen genau abbilden und zum anderen ‚Trainingszähne‘ herstellen, an denen die Studierenden die richtigen Arbeitsschritte üben können – das sind wirklich tolle Übungsmodelle“, schwärmt er.
Dass der Drucker bei filigranen Strukturen einen zweiten Kunststoff als Stützmaterial an dem Objekt anbringt, der normalerweise nach dem Drucken wieder entfernt wird, macht Kaup sich dabei zunutze: Die Zahnpulpa (Zahnnerv), die sich im Bereich der Zahnwurzel in die Wurzelkanäle fortsetzt, druckt er aus dem weichen Stützmaterial, der härtere Kunststoff drum herum stellt das Dentin (Zahnbein) und den Zahnschmelz dar – so werden die Modelle echten Zähnen so ähnlich wie möglich. Im Wintersemester will Kaup an solchen Modellen ganz konkret Wurzelbehandlungen üben – die Studierenden sollen die Modelle nicht nur anschauen, sondern auch buchstäblich begreifen und bearbeiten. Unter Einsatz einer vergleichbaren Technik sollen Übungszähne zur Entfernung „weicher Karies“ aus gesunder Zahnsubstanz entwickelt werden.
Die Zahnmediziner der Uni Münster setzen schon seit mehreren Jahren auf 3D-Technik. Seit 2010 gibt es Vorlesungen, in denen Abbildungen von Zähnen und Kiefern per 3D-Technik plastisch dargestellt werden, um sie für die angehenden Zahnärzte anschaulicher zu machen. Mit dem 3D-Drucker werden solche Modelle in Zukunft nun auch tatsächlich „greifbar“.

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