Muscle-Eye-Brain-Erkrankung (MEB disease, MEBD)

Einführung:  Die Muscle-Eye-Brain Erkrankung ist klinisch eng verwandt mit dem Walker-Warburg-Syndrom. Eine Differenzierung der beiden Erkrankungen ist in der Neugeborenenperiode unter Umständen kaum möglich. Insgesamt sind die Symptome der MEB Erkrankung milder ausgeprägt und die Überlebenszeit nicht so stark verkürzt wie bei dem WWS.

Symptome der Erkrankung: Eine muskuläre Hypotonie, auffällige Facies, und Fehlbildungen der Augen sind bereits unmittelbar nach der Geburt nachweisbar. Wie bei WWS sollte auch hier die initiale Diagnostik aus einer Sonographie des Gehirns, einer Inspektion der Augen  und der Bestimmung der Creatinkinase im Serum bestehen. Findet sich eine Encephalocele, so spricht der Berfund für ein Walker-Warburg-Syndrom und gegen MEBD. Auch ein ausgeprägter Hydrocephalus ist eher typisch für WWS, schließt jedoch eine MEB-Erkrankung nicht aus. Die erweiterte Diagnostik besteht aus einer cerebralen Bildgebung mittels CT/MRT und einer ophthalmologischen Untersuchung.

Symptome der MEB-Erkrankung in Stichpunkten:

  •       Lissencephalie
  •       Muskuläre Hypotonie
  •       Augenfehlbildungen wie:
    •  Mikrophthalmie
    • Kolobome
    • Buphthalmus
    • Anlagestörungen der vorderen Augenkammer
    • Glaukom
    • Retinadysplasie
  •       Hypoplasie der N. optici
  •       Kleinhirnhypoplasie
  •       Hydrocephalus (weniger ausgeprägt als bei WWS)
  •       Psychomotorische Retardierung
  •       Auffällige Facies
  •       Krampfanfälle
  •       Ess- und Gedeihstörung
  •       CK-Erhöhung

Ursachen der Erkrankung:  Die Muscle-Eye-Brain-Erkrankung wird autosomal rezessiv vererbt. Beide Eltern sind klinisch gesund, jedoch Genträger der Erkrankung. Die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres krankes Kind, wenn die Eltern bereits ein erkranktes Kind bekommen haben, liegt bei 25%. Das Gen der Protein-O-mannose beta-1,2-N-acetylglucosaminyltransferase (PomGnT1) kodiert eine Glycosyltransferase die bei vielen Patienten mit MEBD-Mutationen trägt. Die PomGnT1 ist notwendig für den Aufbau einer Zucker-Viererkette, die auf ein ausgewähltes Protein des Gehirn und Muskelgewebes übertragen wird. Die aufgebaute Zuckerkette ist notwendig für die korrekte Wanderung von Nervenzellen des Gehirns und des Auges im Rahmen der embryonalen und fetalen Entwicklung. Auch der Zusammenhalt des Sarkolemms der Muskulatur ist abhängig von dem Aufbau dieser Zuckerkette was die Myopathie und CK-Erhöhung bei der MEB-Erkrankung erklärt. Die PomGnT1 vermittelt den zweiten Schritt des Zuckeraufbaus, während das Enzym PomT1, welches bei dem WWS defekt ist, den ersten Schritt katalysiert. Diese Gemeinsamkeit des Aufbaus einer wichtigen Zuckerstruktur erklärt auch die enge klinische Verwandtschaft von MEBD und WWS und die schwerere Erkrankung bei Patienten mit WWS. Hier finden sie einen Überblick über die O-Mannosylierung und die Pathophysiologie bei der MEBD.

Da MEBD-Patienten eine Störung der sogenannten O-Glykosylierung aufweisen, handelt es sich um eine Erkrankung aus der Gruppe der angeborenen Glykosylierungsstörungen (Congenital disorders of gylcosylation, CDG).

 

Diagnostik und Pränataldiagnostik:

Wir bieten die molekulargenetische Untersuchung des PomGnT1-Gens bei Patienten mit MEBD in unserem Stoffwechsellabor an. Bei Nachweis einer Mutation im PomGnT1-Gen eines erkrankten Kindes oder des Heterozgotenstatus beider Eltern führen wir auch eine Pränataldiagnostik der Erkrankung durch.

Bitte halten sie vor einer geplanten Diagnostik oder Pränataldiagnostik Rücksprache mit uns!

 

Ansprechpartner für die molekulargenetische Diagnostik:   

Dr. Jonas Denecke         

Stoffwechsellabor der Kinderklinik

Albert-Schweitzer-Str. 33

48149 Münster

Tel.: 0251/835-2643 oder 834-7826